Indien: Militha ermöglicht eine Geschichte von Mut und Entfaltung
10.06.2025
Dank der Mitarbeiter*innen des Militha-Programms für Menschen mit Behinderungen gelingen individuelle Förderung und Gemeinschaftsbildung.
Pravallika B., ein elfjähriges Mädchen aus dem Dorf Obulampalli im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh, wurde mit zerebraler Lähmung geboren. Sie stammt aus einer kleinbäuerlichen Familie. Bei ihrer Geburt wog Pravallika 750 Gramm, und die Ärzt*innen gaben ihr nur geringe Überlebenschancen. Als sie ein Jahr alt wurde, bestätigten die Ärzt*innen die Behinderung. Ihre Eltern suchten vergeblich nach Behandlungsmöglichkeiten.
Unterstützung durch das Militha-Programm
Im Jahr 2017, Pravallika war drei Jahre alt, trafen Mitarbeiter*innen des Militha-Programms unserer Partnerorganisation Timbaktu Collective auf sie. Sie nahmen das Mädchen in die Prathibha Kooperative für und mit Menschen mit Behinderung auf. Dort erhielt Pravallika Physiotherapie, Sprachtherapie und Sonderpädagogik. Vier- bis fünfmal im Monat hatte sie Sitzungen mit Therapeut*innen, und ihre Eltern wurden für die Physiotherapie zu Hause geschult. Um Pravallikas Fortschritte zu unterstützen, stellte Militha Lernmaterialien, Therapiegeräte und einen Rollator. Das Team baute eine Rampe, dank der sie sich frei im Haus und draußen bewegen kann.
Auf eigenen Füßen
Früher konnte Pravallika nicht selbstständig sitzen. Durch die konsequente Therapie geht sie nun mit einem Rollator, besucht die sechste Klasse und nimmt aktiv am Unterricht teil. Dazu sagt Pravallika: „Ich bin so aufgeregt, wenn das Team von Militha jede Woche neue Lernmaterialien zur Therapie mitbringt! Ich liebe es, zu spielen und neue Dinge zu entdecken. Alle üben auch geduldig mit mir, wie ich mit meinem Rollator laufen kann. Wenn ich ihn benutze, fühle ich mich mutig!“ Sie verrät auch, was sie besonders mag: „Ich liebe es, mit meinen Freundinnen und Freunden zu spielen und in der Schule auf meine eigene Art zu tanzen. Das macht mich so glücklich!“
Mary Vattamattam und Choitresh Kumar (Bablu) Ganguly setzen sich seit 1978 für Adivasi ein. 1990 gründeten sie Timbaktu Collective, eine genossenschaftliche Selbstorganisation von Adivasi, Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Landlosen im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh.
Ihr Ziel ist, Menschen in ländlichen Gemeinden zu befähigen, ihr eigenes Leben selbstbestimmt zu gestalten und in sozialer, geschlechtsspezifischer und ökologischer Harmonie ein nachhaltiges Leben in Würde führen zu können.
Timbaktu Collective arbeitet als gemeinnützige Basisorganisation mit Bewohner*innen aus 347 Dörfern in acht Distrikten des indischen Bundesstaates Andhra Pradesh zusammen. Andhra Pradesh gilt als einer der ärmsten Bundesstaaten Indiens. Die Arbeitsbereiche umfassen: Umweltschutz und (Wald-)Regeneration, biodynamische/permakulturelle Landwirtschaft, partizipative Selbstverwaltung und Stärkung von Genossenschaften, Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte, Durchsetzung der Rechte von Frauen.
Timbaktu Collective stand Pate beim Aufbau von fünf Genossenschaften, in denen sich 40.355 Kleinbauernfamilien und Landlose organisieren. Timbaktu Collective hat 153 Mitarbeitende. Die Zusammenarbeit mit der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung begann 2018 und konzentriert sich auf die Stärkung des Programms für Menschen mit Behinderungen.

Eine neue Perspektive für die ganze Familie
Vor der Unterstützung durch das Militha-Programm musste Pravallikas Mutter zu Hause bleiben, um ihre Tochter zu pflegen. Dadurch konnte sie kein eigenes Einkommen erzielen. Die Prathibha Kooperative gewährte ihr einen Kredit für den Kauf von zwei Kühen. So konnte Pravallikas Mutter zu Hause bei ihrer Tochter bleiben und gleichzeitig etwas Geld verdienen. Inzwischen nehmen Pravallika und ihre Mutter auch an den monatlichen Sitzungen der Kooperative in ihrem Dorf teil.
Pravallikas Eltern sagen heute rückblickend: „Als unsere Tochter geboren wurde, hätten wir nie gedacht, dass sie überleben würde. Als wir schon alle Hoffnung verloren hatten, griffen die Mitarbeiter*innen von Militha ein, und wir haben eine unglaubliche Veränderung bei unserem Kind erlebt. Jetzt sehen wir ihre Zukunft mit Zuversicht.“
2004 initiierte unsere Partnerorganisation Timbaktu Collective das Militha-Programm („Inklusion“), um Menschen mit Behinderungen, insbesondere Kindern und Jugendlichen, Therapie- und Rehabilitationsmaßnahmen zu bieten. Derzeit versorgt Militha rund 150 Kinder und Jugendliche mit Therapien, Medikamenten und Geräten.
Pro Jahr belaufen sich die Kosten für das Militha-Programm zur gemeindenahen Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen auf rund 40.000 Euro. Pro Kind sind das etwa 266 Euro.
