Uganda: Vom Ackerbau bis zum landesweiten Verkauf

30.01.2025

2016 begann die erste Phase der Green Light Revolution in Uganda. 4.850 Bäuerinnen und Bauern ließen sich in organischem Landbau schulen, bauten eine erste Wasserinfrastruktur und verbesserten Tierzucht und Tierhaltung. Nach drei Jahren intensiver Ausbildung und fortgesetzter Investitionen konnten die Familien Ernährungssicherheit erreichen. Dies war ein bedeutender Erfolg. Dann stellte sich die Frage, wie ein nachhaltiges Einkommen erzielt werden könnte. Ein Schritt auf diesem Weg ist der Aufbau von Kooperativen, um Ernteüberschüsse gemeinsam professionell zu vermarkten.

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Im Green Light Forum Uganda (GLFU) organisieren sich 13 erfahrene Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Zu den langfristig kooperierenden Mitgliedern zählen fünf Organisationen für organischen Landbau sowie sieben ländliche Grundschulen. Bei gemeinsamen Tagungen und Schulungen erweitern die Partner ihre Kompetenzen und schulen bzw. beraten sich gegenseitig zu Themen wie Administration, Projektabwicklung oder angepassten und verbesserten Technologien. Gemeinsam setzen die Partner großangelegte Vorhaben zur Förderung der nachhaltigen organischen Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Schutz der Umwelt und Erhalt der Biodiversität um. Die Projekte verbessern langfristig die Lebensgrundlagen von Kleinbauernfamilien und schaffen Widerstandskraft gegen den fortschreitenden Klimawandel.

Die Mitglieder der KufunaKwefaako-Bäuer*innengruppe vor dem Mühlengebäude. Mary Tulyanabo vorne mittig im pinken Kleid

Der Zusammenschluss in einer Kooperative bringt für Kleinbäuerinnen und Kleinbauern gewichtige Vorteile mit sich: Durch den Zusammenschluss können sie ein größeres Produktvolumen anbieten und gegenüber Handelspartnern haben sie eine stärkere Verhandlungsposition. Über den parallelen Aufbau einer Kreditkooperative haben sie die Möglichkeit, Kredite für Investitionen auch in größerem Umfang zu erhalten und ihre Produktion so weiter zu professionalisieren und auszubauen. Besonders wichtig ist dabei, dass die Kooperativen demokratisch organisiert sind, sodass die Mitglieder selbst über die Entwicklung ihrer Unternehmen mitbestimmen können.

Im zweiten Schritt gründeten die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern also, unterstützt von unseren Partnern, fünf Basis-Kooperativen für die lokale und regionale Vermarktung ihrer Produkte.

Zuerst ging es um die rechtlichen Regelungen zwischen den Bäuerinnen und Bauern. Dann um die Ausarbeitung der Satzung für die Kooperative und das Erlernen aller wirtschaftlichen Aspekte für das Management, um Schulungen zur sachgerechten Lagerung und Weiterverarbeitung der eigenen Produkte sowie zu ihrer Vermarktung. Für jede der fünf Kooperativen wurde schließlich eine Scheune für die Lagerung der Produkte errichtet und ausgestattet. 

Auch diesen Schritt, der rund zwei Jahre dauerte, meisterten die Bäuerinnen und Bauern. Am Ende stand neben der Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität Einkommen aus der lokalen und regionalen Vermarktung.

Unter den Produkten gab es welche, die auf dieser lokalen und regionalen Ebene nicht viel Gewinn erzielen, bei mehr Masse und bei landesweiter Vermarktung aber einen deutlichen Sprung in den Erlösen erwarten lassen. So ist das zum Beispiel bei der Vermarktung von Mais, Sorghum und Kaffee.

Von der Basiskooperative bis zum landesweiten Zusammenschluss

Eine Idee bekam Form: Was, wenn sich die fünf Basiskooperativen zusammenschließen und ihre Produkte zusammenführen, um sie landesweit zu vermarkten? Die Idee elektrisierte und mündete in den Aufbau einer übergreifenden Organsation auf nationaler Ebene, der Greenlight Organic Farmers Cooperative Union (GOFCU).

Die GOFCU wird durch mehrere gewählte Ausschüsse geleitet. Sie bietet den Kooperativen den landesweiten Vertrieb ihrer Produkte und Schulungen zur Kapazitätsentwicklung.

2023 begann die GOFCU den Bau von Lagermöglichkeiten und eines Büros mit Verkaufsraum bzw. Ausstellungsfläche. Auch Unterrichtsräume gehören zu diesem Komplex. Jetzt, im Januar 2025, sind Bau und Innenausstattung abgeschlossen.

In Regalen stehen verschiedene Lebensmittelprodukte, welche in Papiertüten, Gläsern und Flaschen verpackt sind.
Im neuen Verkaufsraum werden Produkte der Greenlight Organic Farmers Cooperative Union ausgestellt.

Bio-Zertifizierung

Nahrhaftes Mehl aus Maniokwurzeln

Die Agrarprodukte der GOFCU sind gefragt. Allerdings wünschen sich größere Aufkäufer oft einen Nachweis über die organische Herstellung. Deshalb ist es für GOFCU ein weiterer wichtiger Meilenstein, die Bio-Zertifizierung aller Produkte zu erlangen. Wenn es sich um einen großen Betrieb handelt, stellt der einen Antrag auf Zertifizierung und absolviert die nötigen Schritte im Anbau und hinsichtlich der Bürokratie. Externe Prüfer verfolgen das im einzelnen. Für tausende Kleinbäuerinnen und Kleinbauern ginge dieses Vorgehen mit unglaublichem Arbeitsaufwand einher, und mit horrenden Kosten.

Um dennoch eine Zertifizierung zu erreichen, gibt es ein anderes Vorgehen: Am Anfang steht die Erarbeitung eines Handbuches, das zum einen klare Richtlinien für Anbau und Kontrolle anerkannter Bio-Standards aufnimmt. Zum andern beschreibt es ein Konzept zur Aufgabenverteilung zwischen der nationalen Organisation und den Basiskooperativen. Denn in der Wertschöpfungskette sind verschiedenste Akteur*innen - Bäuerinnen und Bauern, Lagerarbeitende, Verpackende usw. - beteilligt, sie müssen alle mit den Anforderungen der Zertifizierung vertraut sein.

Im Jahr 2024 wurde ein solches Handbuch von den Mitarbeitenden der GOFCU und den Leitenden der Basis-Kooperativen erarbeitet. Der nächste Schritt ist nun die Schulung aller Mitglieder, wie sie ihre Anbau-, Lagerungs- und Verpackungsprozesse auf die Standards hin überprüfen können. Danach verpflichten sich die Mitglieder, wechselseitig füreinander zu haften. Das soll die Einhaltung der Anbaukriterien garantieren und die gemeinschaftliche Zertifizierung erreichen lassen. Hierbei wird nicht jede Farm einzeln begutachtet, sondern einige Farmen werden zufällig ausgewählt und durch externe Zertifizierer geprüft.

Der Zertifizierungsprozess insgesamt breit angelegt, arbeitsaufwändig und kostspielig. Er eröffnet aber den Zugang zur internationalen Bio-Vermarktung.

Die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung möchte der nationalen Organsiation GOFCU sowie den Basiskooperativen den Weg zur Bio-Zertifizierung ermöglichen.

Für die Schulungen der Bäuerinnen und Bauern sowie der Mitarbeitenden in den Kooperativen und die Zertifizierungen werden 20.152,50 € benötigt.

Spendenzweck

Uganda: Bio-Zertifizierung F278