Uganda: Science Kits bieten Wissen zum Anfassen
13.11.2025
In der Kibirige Memorial Primary School im Osten Ugandas hat sich der naturwissenschaftliche Unterricht grundlegend verändert – dank einer Modellbox mit Instrumenten und einem Mini-Labor.
„Früher haben mir Naturwissenschaften keinen Spaß gemacht. Aber jetzt ist es richtig spannend – weil ich die Dinge sehen, anfassen und benutzen kann, über die die Lehrkräfte früher nur gesprochen oder sie auf die Tafel gezeichnet haben“, sagt Mayimunah Bakanansa. Seitdem es an ihrer Schule Lernstoff zum Anfassen gibt, weiß die Schülerin der 7. Klasse genau, was sie werden möchte: „Später möchte ich Chirurgin werden, weil ich jetzt schon alle Organe kenne – wir haben sie alle in der Hand gehabt. Ich habe das Gefühl, ich kann das schaffen.“
Mayimunah besucht die Kibirige Memorial Primary School in Kitenda, einer Gemeinde im Distrikt Buikwe – einer ländlichen, abgelegenen Region. Die Schule hat 375 Schüler*innen, verteilt auf drei Kindergartengruppen und sieben Grundschulklassen. Die meisten Kinder stammen aus kleinbäuerlichen Haushalten, oder ihre Eltern arbeiten als Tagelöhner*innen. Für viele endet der Bildungsweg mit dem Abschluss der neunjährigen Kindergarten- und Grundschulzeit. Eine weiterführende Schule bleibt oft unerreichbar.
Modellbox macht Naturwissenschaften erfahrbar
Trotz engagierter Lehrkräfte galten die Naturwissenschaften den Schülerinnen und Schülern lange als schwierige, abstrakte und trockene Fächer. In einem Gespräch beschwerte sich beispielsweise eine Schülerin darüber, dass die Zeichnungen der Organe des Menschen im Biologieunterricht je nach Kunstfertigkeit der Lehrer*innen sehr variierten. Außerdem sei es ihr schwergefallen, von einem Tafelbild auf die Lage der Organe im menschlichen Körper zu schließen. Die hätte jedes Mal anders ausgesehen. Andere Schüler*innen merkten an, dass der Aufbau einer Zelle kaum nachvollziehbar sei, da man sie ja nicht sehen könne.
Der Wendepunkt kam 2024 durch eine Box voller Instrumente und Modelle. Auch ein Mini-Labor gehört dazu. Diese Modellbox wurde speziell für Grundschulen im ländlichen Raum entwickelt. Sie enthält unter anderem ein Plastikskelett, ein Mikroskop, Modelle verschiedener Organe zum Auseinanderbauen, Reagenzgläser und Reagenzien für den Chemieunterricht, Magnete und Instrumente für physikalische Versuche. Die Box wird durch das ugandische Sozialunternehmen River Flow vertrieben. Mitarbeiter*innen von River Flow führten die Lernmaterialien ein und schulten die Lehrkräfte, die neuen Materialien in den Unterricht einzubauen. Vor allem das Plastikskelett und das Mikroskop treffen auf Begeisterung. Die Kinder führen einfache Experimente durch, beobachten naturwissenschaftliche Phänomene und dokumentieren ihre Ergebnisse.
Mehr Wissen in den Köpfen
Das Ergebnis des Probelaufs an der Kibirige School: Das Interesse an naturwissenschaftlichen Themen ist deutlich gestiegen – insbesondere auch bei Mädchen, die sich vorher besonders zurückhaltend zeigten. Und es entsteht mehr Wissen in den Köpfen. Während die Lehrer*innen von mehr Freude am Unterrichten berichten, sind die Kinder stolz auf das, was sie selbst herausfinden können.
Eine Box für eine Grundschule kostet 2.100 Euro. Ihre Spende hilft, dieses erfolgreiche Konzept auf weitere Partnerschulen auszuweiten – damit noch mehr Kinder Naturwissenschaften auch mit ihren Sinnen begreifen können.
Die Kibirige Memorial Primary School liegt im Dorf Kitenda, im Distrikt Buikwe in der Mitte Ugandas. Sie wurde 2004 von John Baptist Kitungulu gemeinsam mit Dorfbewohner*innen gegründet. Sie wollten eine eigene Schule für ihr Dorf aufbauen. Im Managementkomitee und in der Lehrer*innen-Eltern-Vereinigung sind viele Menschen aus der Gemeinde vertreten. Tatkräftig gestalten sie die Entwicklung der Schule mit.
Am Ende der 7. Klasse schließen die Kinder ihre Grundschulzeit mit der staatlichen Prüfung ab. Neben den üblichen Fächern wie Englisch, Mathematik o.ä. stehen Eurythmie, Tanz, Malen und Musik auf dem Lehrplan. Auch praktische Lehrinhalte wie ökologischer Gartenbau und Handarbeiten geben den Kindern eine gute Grundlage für ihr weiteres Leben.