Radeln zur Ernährungssicherung
14.06.2024
Wie können landwirtschaftliche Berater*innen regelmäßig 4.000 Kleinbäuer*innen regelmäßig erreichen, wenn sie in Pandemiezeiten maximal fünf Personen gleichzeitig besuchen dürfen? Die Idee: Modellfarmer*innen werden zu Gemeindetrainer*innen – das Fahrrad zum Katalysator.
Im Green Light Forum organisieren sich 13 erfahrene Partnerorganisationen der Zukunftsstiftung Entwicklung. Im laufenden Projekt zu organischem Landbau arbeiten fünf dieser Organisationen mit 4.000 marginalisierten Kleinbäuer*innenfamilien zusammen und schulen sie in nachhaltigen Methoden zu Erhalt und Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität und zur Ertragssteigerung. Dieses großangelegte Vorhaben verbessert die Lebensgrundlagen der Familien und schafft Widerstandskraft gegen den fortschreitenden Klimawandel.
Im Green Light Forum Uganda (GLFU) organisieren sich 13 erfahrene Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Zu den langfristig kooperierenden Mitgliedern zählen fünf Organisationen für organischen Landbau sowie sieben ländliche Grundschulen. Bei gemeinsamen Tagungen und Schulungen erweitern die Partner ihre Kompetenzen und schulen bzw. beraten sich gegenseitig zu Themen wie Administration, Projektabwicklung oder angepassten und verbesserten Technologien. Gemeinsam setzen die Partner großangelegte Vorhaben zur Förderung der nachhaltigen organischen Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Schutz der Umwelt und Erhalt der Biodiversität um. Die Projekte verbessern langfristig die Lebensgrundlagen von Kleinbauernfamilien und schaffen Widerstandskraft gegen den fortschreitenden Klimawandel.
Angepasste Projektarbeit in Zeiten von COVID und hoher Inflation
Da während der Corona-Pandemie keine Gruppenschulungen erlaubt waren, übernahmen Modellfarmer*innen einen Teil der Schulungsarbeit auf dem Feld. Sie wurden von ihren Gemeinden ausgewählt und erhielten eine zusätzliche Ausbildung, um die Bäuer*innen auf ihren kleinen Höfen individuell beraten zu können. Neben Techniken des organischen Landbaus lehren sie auch zu den Themen Wassermanagement, Tierzucht und –haltung, Saatguterhalt, Wiederaufforstung, Biodiversität und Vermarktung.
Durch die Unterbrechung von Lieferketten während der COVID-19-Pandemie sowie den anhaltenden Konflikt in der Ukraine liegt die Inflation für Benzin und Diesel inzwischen bei über 50 Prozent. Eine Folge sind enorme Preissteigerungen im gesamten öffentlich zugänglichen Verkehr. So ist es unbezahlbar, dass Gemeindetrainer*innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Orten ihrer Einsätze fahren. Zu Fuß können an einem Tag jedoch viel zu wenig Farmen erreicht werden. Da kommt das Fahrrad ins Spiel.
Fahrräder sind ein einfaches Mittel, um die Begleitung effizienter zu gestalten
2020 wurden erstmals besonders engagierte Gemeindetrainer* innen, die bereit waren, auch außerhalb ihrer eigenen Gemeinde Kleinbäuer*innen zu schulen, von den Mitarbeiter*innen des Green Light Forums ausgewählt. Inzwischen konnten 87 Gemeindetrainer*innen mit einem Fahrrad ausgestattet werden. Sie erreichen mindestens drei bis vier Kleinbäuer*innen pro Tag.
Die Schulungsphase ist Ende 2022 ausgelaufen. Als Anerkennung ihres Engagements sind die Fahrräder nach erfolgreichem Abschluss in den Besitz der Gemeindetrainer*innen übergegangen. Als günstiges und schnelles Transportmittel gewinnen die Fahrräder im Projektgebiet auch jenseits der Schulungseinsätze an Bedeutung – zum Beispiel für den Transport der Ernten zum Markt. Ein Folgeprojekt, bei dem 4.000 Kleinbäuer*innen erreicht und mindestens 200 Gemeindetrainer*innen aus- und fortgebildet werden sollen, ist derzeit in Planung und wird voraussichtlich im Frühjahr beginnen. Aufgrund der positiven Erfahrungen möchten die Partner mindestens die Hälfte der neuen Gemeindetrainer*innen mit Fahrrädern ausstatten.
Ein einfaches Rad ohne Gangschaltung für die flachen Gegenden kostet 120 Euro. Ein Mountainbike mit Gangschaltung 191 Euro. Für Reparaturkosten im ersten Jahr rechnen unsere Partner jeweils 30 Euro dazu.