Wiederaufforstung, Wassermanagement und Ausbildung in organischem Landbau für Bergbäuerinnen und -bauern
Die Organisation ACICA unterstützt Bergbäuerinnen und -bauern aus zwölf Gemeinden der Provinz Cajamarca in den Hochanden im Norden Perus bei der Aufforstung, der Verbesserung von Wasserspeicherung und Bewässerung, dem Erlernen organischer Landbaumethoden sowie der wesensgemäßen Tierhaltung.
Lang und mühsam sind die Wege in die Hochanden. Unbefestigte Pisten führen die kahlen Hänge hinauf, vereinzelt sind Gehöfte zu sehen, der Wind pfeift zwischen den Gipfeln. Seit Generationen leben die Bauern hier ein abgeschiedenes, karges, eng mit der Natur verbundenes Leben. Wenn Victor Acosta, der Direktor von ACICA, die Menschen auf Dorfversammlungen nach ihrem größten Problem befragt, so lautet die Antwort stets: "Uns fehlt es an Wasser."
Die Asociación Civil Caminando – ACICA ist eine gemeinnützige Organisation, die seit 2009 in der Stadt San Marcos in der Region Cajamarca tätig ist. Sie engagiert sich mit nachhaltigen Landwirtschafts- und Gemeindeentwicklungsprojekten in den Bergbauerndörfern rund um San Marcos. Abholzung und veränderte Niederschlagsmuster vermindern die Fruchtbarkeit der Böden und die landwirtschaftlichen Erträge sinken stetig. ACICA verbindet traditionelles Wissen mit modernen Methoden des organischen Landbaus, um diese weit abgelegenen, teilweise nur mit Pferd oder Muli zu erreichenden Gemeinden verbesserte Anbautechniken zu vermitteln. Der Lehrplan von ACICA ist auf diese Lebensbedingungen abgestimmt: Kombiniert wird der Aufbau kleiner Staubecken, um Wasser zu sammeln, mit organischem Landbautraining, Wiederaufforstung und Verbesserung der Kleintierzucht, insbesondere von Meerschweinchen. ACICA wird bisher von einem Team von acht Voll- und Teilzeitkräften sowie Honorarkräften betrieben. Sechs der Mitarbeiter haben eine Ausbildung und/oder langjährige Erfahrung in nachhaltiger Landwirtschaft, eine Mitarbeiterin ist in Buchhaltung und Finanzmanagement qualifiziert. Der Großteil der Mitarbeiter*innen kommt aus der Region. Durch Training, Investitionen und Umsetzungsbegleitung unterstützt ACICA zurzeit zwölf marginalisierte Gemeinden, in denen etwa 4.100 Menschen leben.
Víctor Acosta Sánchez, Direktor der Asociación Civil Caminando (ACICA), besuchte dank der Unterstützung und Ermutigung eines deutschen Priesters eine Grundschule im Dorf Licliconga, die er über lange Fußwege in den Hochanden erreichte. Seinen ersten Uni-Abschluss erreichte er an der Nationalen Universität von Cajamarca, fügte später einen Master in Entwicklungspolitik und –planung hinzu und promovierte schließlich im Bereich Umweltmanagement. Zudem war er Führer einer der "Rondas Campesinas", selbstständige Bauernorganisationen im ländlichen Peru, die ursprünglich als Selbstverteidigung gegen Diebstahl, insbesondere von Rindern, konzipiert waren. 2008 lernte er Dr. Annette Massmann von der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung kennen. Zusammen besuchten sie verschiedene Gemeinden in der Provinz San Marcos. Nach diesen Besuchen gründete Víctor Acosta Sánchez 2009 zusammen mit anderen Bauernführern ACICA. Er ist stolz darauf, mit ACICA und lokalen Bäuer*innen in ländlichen Gemeinden zusammenzuarbeiten, vor allem wegen ihrer ambitionierten Ziele: dem Schutz von Land, Wasser, Flora, Fauna und Luft.
Ursachen für den Wassermangel sind einerseits im Klimawandel zu sehen. Der macht sich im Andenhochland durch unregelmäßigere und teilweise weniger ergiebige Regenperioden bemerkbar, durch steigende Durchschnittstemperaturen, versiegende Quellen und zunehmende Bodenerosion. Andererseits ging über die Abwanderung von Einwohner*innen und die Geringschätzung des landwirtschaftlichen Erbes das traditionelle Wissen zu nachhaltigem Wassermanagement, Landbau und Viehzucht in wichtigen Teilen verloren.
Daher unterstützt ACICA die Menschen aus diesen zwölf Gemeinden bei der (Wieder-)Aufforstung ihres eigenen Lands und des Gemeindelands. Schnell wachsende Bäume, die genügsam sind und auch auf einer Höhe von 4.000 Metern und auf kargen Böden überleben können, werden bevorzugt gepflanzt. Dies sind Zypressen und Kiefern, Erle und Holunder sowie Quinual. In den niedriger gelegenen Tälern gedeihen auch Obstbäume bei entsprechender Pflege gut.
Aber auch Eukalyptus, der den Menschen wichtiges Bau- und Feuerholz liefert, wird gepflanzt. Die Aufforstung mit Eukalyptus ist umstritten. Eukalyptus laugt die Böden aus, verdrängt andere Sorten und ist schnell brennbar. Der Vorteil: Es ist ein Baum, der auf verschiedenen Böden wächst. ACICA stimmt der Aufforstung mit Eukalyptus nur auf mageren Böden zu. Darüber hinaus informieren die Mitarbeitenden ACICAs die Bauern über die negativen Eigenschaften dieser Baumsorte. Wenn sie sich überzeugen können, dass die Setzlinge ausschließlich auf Flächen gepflanzt werden, die ansonsten nicht für den organischen Landbau genutzt werden können, z. B. an steilen, schlecht zugänglichen Hängen, erhalten die Bäuerinnen und Bauern auch Eukalyptussetzlinge.
Durch das Aufforsten wird der Boden vor fortschreitender Erosion geschützt und schnelles Abfließen des kostbaren Regenwassers verhindert. Parallel zur Aufforstung haben die Gemeinden begonnen, ihre Wasserversorgung insgesamt zu verbessern. Bei Quellen und in natürlichen Senken legen sie Zisternen an. An flachen Stellen graben sie Löcher bis etwa 15 Kubikmeter, die sie mit robusten, wasserdichten Planen auskleiden. Über Ablaufrohre wird das Wasser, das sich dort sammelt, zu öffentlichen Wasserstellen geleitet, zu denen Menschen und Tiere Zugang haben, oder aber direkt zu den anliegenden Feldern. Bei jeder Investition in die Infrastruktur leisten die Teilnehmer*innen auch einen eigenen Beitrag, zum Beispiel durch Baumaterial und Arbeitskraft. Das ist ein Grundprinzip der Arbeit ACICAs.
Um traditionelles Wissen wieder zur Geltung zu bringen und mit neuen Erkenntnissen und Methoden anzureichern, führen landwirtschaftliche Berater*innen von ACICA zwei Mal im Monat in jeder Gemeinde Schulungen in organischem Landbau und artgerechter Tierhaltung durch.
Auf den Feldern der Bauern wird eingeübt, wie die Bodenfruchtbarkeit gesteigert, das einheimische Saatgut erhalten und die landwirtschaftliche Produktpalette diversifiziert werden können. Auch Techniken der Bodenbearbeitung und Bewässerung sowie die Herstellung und Verwendung natürlicher Insektizide und Pestizide stehen auf dem Lernplan. Die Menschen nutzen die Schulungen auch, um ihre zahlreichen Fragen loszuwerden: Welches Futter benötigen meine Schafe? Wie kann ich meine Schweine vor Erkältung schützen, wenn eine Kaltfront über die Andenhänge zieht? Wie erkenne ich ein entzündetes Euter? Was ist bei Parasitenbefall zu tun?
Über drei Jahre (2022-2025) wird diese Arbeit mit und von ca. 2.300 Menschen aus zwölf Hochlandgemeinden in Cajamarca mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zu 75 Prozent gefördert, wenn die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung die weiteren 25 Prozent aus Spendenmitteln finanziert.