Organisch produzierte Lebensmittel fair vermarkten

Bishnu Prasad Pokhrel: "Organischer Landbau und auf Ausgleich bedachte Strukturen gehören zusammen"

"Der organische Landbau ist gerade in Nepal, wo die Felder häufig sehr klein sind, ein guter Weg, um im Einklang mit der Natur hochwertiges und gesundes Gemüse anzubauen, eine artgerechte Tierhaltung zu fördern und die Bäuer*innen vor schädlichen Pestiziden zu schützen", sagt Bishnu Prasad Pokhrel. In unserem Gespräch wird deutlich: Dieser Mann weiß, wovon er spricht.

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Basierend auf langjähriger Erfahrung im organischen Landbau in Nepal gründete 2022 Bishnu Prasad Pohkrel mit einigen Freunden Organic Venture Nepal (OVN). Ziel ist es gemeinsam mit Kleinbäuer*innen, die hochwertige Produkte im organischen Landbau produzieren, eine direkte faire Vermarktungsmöglichkeit zu schaffen, die einen angemessenen, gewinnbringenden Verkaufspreis, langfristige Lieferbeziehungen und stetige Fortbildung vorsieht. OVN betreibt in Kathmandu eine eigenen Vertriebsstätte mit Verkaufsraum und Lager und unterstützt die kooperierenden Bäuer*innen dabei, eine anerkannte Zertifizierung für ihre Produkte zu bekommen.

Erwirtschaftet OVN Gewinne, darf es diese als Sozialunternehmen nur für den Unternehmenszweck reinvestieren, d.h. die Vermarktung erweitern und so weitere Bäuer*innen fördern.

Bishnu Pokhrel lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Kathmandu. Mit seiner Idee, eine eigene Firma zu gründen, die organisch angebaute Produkte vermarktet, erfüllt er sich seinen Lebenstraum als sozial engagierter Unternehmer aktiv zu werden.

Bishnu Basad Pokhrel im Gespräch mit Bäuer*innen in Dhading. Er verfügt über ein breites Netzwerk an Kontakten, auf das er nun für die Unternehmensgründung zurückgreift

Geboren im Süden Nepals, in Chitwan, kann Bishnu (42) heute auf 22 Jahre Erfahrung als Agrartechniker im organischen Landbau zurückblicken. Den größten Teil dieser Zeit hat er bei der Organisation SECARD, einer langjährigen Partnerorganisation der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung, verbracht. Dort hat er Projekte mitentwickelt, aber vor allem hunderte von Bäuer*innen in Gruppen organisiert, motiviert und in den unterschiedlichsten Aspekten des organischen Landbaus ausgebildet.

So haben in der Region Dhading, ca. 100 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu entfernt, dutzende Gruppen von Bäuer*innen auf organische Landwirtschaft umgestellt. Sie erzielen hervorragende Ergebnisse beim Anbau von Gemüse und Saatgut und erzeugen qualitativ hochwertige Lebensmittel in großen Mengen. Das rückte die Frage einer professionellen und gerechten Vermarktung dieser Erzeugnisse zunehmend in den Blick. Denn die Bäuer*innen decken zwar ihren Eigenkonsum, können aber ihre Überschüsse kaum vermarkten, weil ihnen direkte Kontakte zu Abnehmer*innen fehlen und der Transport schwierig ist. Sie sind auf Zwischenhändler angewiesen und die Abnahmepreise bestimmen. In dieser Situation sind sie teilweise gezwungen, ihre Produkte unter den Herstellungskosten zu verkaufen.

So reifte bei Bishnu Pokhrel in den letzten zwei Jahren die Idee, die Vermarktung selbst in die Hand zu nehmen. 2022 gründete er mit mehreren Freunden und mit Unterstützung der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung das Unternehmen Organic Venture Nepal (OVN). Es arbeitet ab Mitte 2023 nepalweit mit Gemüsebäuer*innen aus dem organischen Landbau zusammen, prüft deren Produkte und führt sie in eine langfristige Kooperation, die Sicherheit und angemessene Verkaufspreise mit Gewinnmarge bietet. Als Mitglieder können die kooperierenden Kleinbäuer*innen langfristig das Unternehmen mitgestalten. Zudem bietet OVN den kooperierenden Bäuer*innen weiterhin Fortbildungen an, mit dem Ziel, sich kontinuierlich im organischen Landbau weiterzubilden und sich entsprechend zertifizieren zu lassen.

Mit Blick auf die Seite der Abnehmer*innen und den Markt ist Bishnu überzeugt, dass es eine wachsende Nachfrage für organisch erzeugte Lebensmittel gibt, vor allem in Nepals Städten. "Das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung und für den sorgsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen ist gerade bei der jüngeren Bevölkerung vor dem Hintergrund einer besseren Bildung und angesichts zunehmender Zivilisationskrankheiten und Naturkatastrophen deutlich gestiegen", so Bishnu Pokhrel.

Bishnu Pokhrel (hier mit seiner Frau) will die Vermarktung organisch erzeugter Lebensmittel selbst in die Hand nehmen

Die Unternehmensgründung wird Realität

Nach einer monatelangen Vorlaufphase, in der Bishnu und seine Freunde viele Formalien geklärt, Marktforschung betrieben, Wirtschafts- und Vermarktungspläne erstellt und Kontakte zu Farmer*innen aufgebaut haben, geht das Sozialunternehmen OVN nun an den Start (Juli 2023). Die Suche nach einem geeigneten Standort für die Vertriebsstätte mit Verkaufsraum und Lager hat begonnen. Im November 2023 soll die Eröffnung sein und die ersten Produkte in die Direktvermarktung gehen – rechtzeitig zur Erntezeit in Nepal. 15 Gruppen von Bäuer*innen sollen in der ersten Phase hiervon profitieren. Das sind mindestens 120 Menschen plus ihre Familien.Dass Bishnu für seinen Traum brennt, daran lässt er keinen Zweifel. Wenn er etwas Entspannung braucht, geht er auf seinen Dachgarten, den er gemeinsam mit seiner Frau betreibt – natürlich mit organisch erzeugtem Gemüse.

Die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung will Bishnu Pokhrel auf dem Weg des Unternehmensaufbaus weiter begleiten, denn nur eine gute Vermarktung lässt den organischen Landbau in Nepal wachsen, führt zu mehr Naturerhalt und zu einer gesünderen Ernährung.

Die Begleitung durch die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung ist zunächst auf drei Jahre angelegt. Dann will OVN die ersten Gewinne erwirtschaften. Ein guter Teil der jetzt notwendigen Investitionskosten für Maschinen und Ausstattung können über ein vom BMZ-gefördertes Projekt gedeckt werden. Doch flankierend hierfür muss die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung einen Eigenanteil von 25 Prozent aufbringen. Auch für einen Teil der die entstehenden laufenden Kosten des Start-Ups ist noch Unterstützung nötig.

Der Eigenanteil für die BMZ-geförderten Investitionen beträgt 33.200 Euro. Für die laufenden Kosten werden in den nächsten zwei Jahren nochmals 38.000 Euro benötigt.

Spendenzweck

Nepal: Vom Acker auf den Markt F139P