Land - Überlebensgrundlage

28.05.2024

Die Massai rund um den Kilimandscharo im Südwesten Kenias leben bis heute als Viehhirt*innen in Familienverbänden auf Gemeindeland in Gemeinschaftsbesitz, so genannten group ranches. Das Wohlergehen ihrer Viehherden bildet für sie die Grundlage ihres Überlebens.

Doch während sie früher in den zyklisch alle drei bis fünf Jahre auftretenden Dürrezeiten in andere Gebiete Kenias und bis nach Tansania hinein ziehen konnten, ist ihnen dies heute nicht mehr möglich, denn der Druck auf Land wächst. Im Norden dehnt sich die Millionenmetropole Nairobi mit riesigen Gewerbegebieten und Siedlungen gewaltig aus, gleichzeitig schließt Tansania die Grenzen für Viehhirt*innen, indem aus Kenia kommende Rinderherden einfach beschlagnahmt werden.

In den letzten zwei Jahren fielen gleich drei Regenzeiten in Folge aus, was die schwerste Dürre des Landes seit 40 Jahren verursachte. Diese Situation führt zu einem großen Druck auf die Massai, alternative Einkommensmöglichkeiten zu finden.

Der Verkauf von Land führt zu Verarmung

Vielfach fordern deshalb junge Massai eigenes Land, um es zu verkaufen und Kapital in der Hand zu haben. Auch ermöglicht ein eigener Landtitel Zugänge zu Krediten, die mit einem Gemeinschaftstitel nicht zu erhalten sind.

Die Politik der Parzellierung von group ranches wird von der kenianischen Zentralregierung befördert. Doch die Erfahrung zeigt, dass sie zu massiver Verarmung der Menschen führt. Familien mit einem Landbesitz von 200 Hektar verfügten nach fünf Jahren nur noch über weniger als 9.000 Quadratmeter – zu wenig, um in der Savanne überleben zu können. Die Situation spitzte sich in den letzten Jahren derart zu, dass die lokale Regierung offiziell einen Verkaufsstopp propagierte. Doch unter der Hand wird weiter verkauft. Die verkauften Flächen werden eingezäunt und als Weideflächen unzugänglich.

Mehr zu SACDEP

Afrika ist ein reicher Kontinent, der sich selbst versorgen kann. Das sind Vision und Motto der Arbeit von Joseph Ngugi Mutura. Er startete die Organisation Sustainable Agriculture Development Programm (SACDEP) und damit die Förderung kleinbäuerlichen organischen Anbaus, der mit geringen Eingangskosten auskommt, auf natürliche Kreisläufe setzt und den Menschen Ernährungssicherheit, Ernährungssouveränität wie auch Einkommen ermöglicht und die Natur erhält. 1993 waren es die ersten 300 Bäuerinnen, heute arbeiten die 56 Mitarbeitenden jährlich mit wenigstens 12.000 Menschen in vier klimatisch unterschiedlichen kenianischen Regionen: im Osten, in der Zentralregion, an der Küste und im Rift Valley. Rund 2,2 Millionen Menschen profitierten inzwischen von dieser Arbeit. Um das Erfahrungswissen in weitere Kreise tragen zu können, startete SACDEP das College für Nachhaltige Landwirtschaft für Ostafrika.

Seit der Gründung von SACDEP ist die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung der strategische Partner der Organisation.

Ngugi Joseph Mutura gründete 1993 die Organisation Sustainable Agriculture Community Development Program (SACDEP), die er bis heute leitet. Seine Vision: Ein hungerfreies Afrika. Ngugi Joseph Mutura prägte einen ganzheitlichen, ressourcenorientierten Ansatz von Entwicklungszusammenarbeit, der auf Selbstermächtigung und Gemeinschaftsbildung setzt.

Massai-Hirten tränken ihr Vieh an einer Wassertränke
Massai-Hirten tränken ihr Vieh an einer Wassertränke
Wildtiere, wie diese Elefanten, benötigen Wanderkorridore
Gemeinsam besprechen Massai-Führer die Grenzen der Schutzgebiete für Wildtiere
Gemeinsam besprechen Massai-Führer die Grenzen der Schutzgebiete für Wildtiere

Schutz von Wildtieren

Nicht nur die Massai und ihre Viehherden leiden unter dieser Entwicklung - auch die Wildtiere. Sie benötigen Wanderkorridore, um im Laufe des Jahres Gebiete zu wechseln und ihre Nachkommen zu gebären. Diese Korridore werden durch die Privatisierung von Land zunehmend geschlossen. Es ist eine in jedem Sinne kurzsichtige Politik: Natur wird zerstört, Lebensgrundlagen entzogen - obwohl Tourismus die drittwichtigste Einnahmequelle für Kenia ist.

Von der kenianischen Regierung eingerichtete Nationalparks, in denen Wildtiere, wie Paviane, Giraffen, Zebras und Elefanten, von Touristen bestaunt werden können, verkleinern das Gemeindeland der Massai wiederum zusätzlich. Die Einnahmen aus dem Tourismus fließen jedoch an den Massai vorbei an die kenianischen und internationalen Besitzer*innen der touristischen Lodges. Auch von den Eintrittsgeldern zu den Nationalparks bekommen die Massai kaum etwas zu sehen.

Erhalt von Gemeindeland und Investitionen

Ein Schlüssel zur Überwindung dieser Situation ist der Erhalt von Gemeindeland bei gezielter Investition in den Ausbau der Wasserversorgung, den Aufbau von Infrastruktur sowie Ausbildungen in der Weiterverarbeitung ihrer Produkte, das Anlegen von Küchengärten und das Weidemanagement.

Ausbildung von drei Massai-Gemeinden

Unser erfahrener Partner SACDEP bildet seit 2018 Massai-Gemeinden unterschiedlicher group ranches in Kenia aus. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen fünfjährigen Projektzyklus arbeitet SACDEP nun von 2023 bis 2027 mit 3.000 weiteren Massai-Haushalten aus drei group ranches zusammen.

Ein Thema ist das Erlernen von Weidemanagement, um Überweidung zu vermeiden. Drei Vermarktungskoppeln für Rinder, Ziegen und Schafe sowie drei Schlachthäuser werden aufgebaut. Dazu kommen Investitionen in Wasserinfrastruktur. Mit der Einrichtung von fünf neuen Bohrlöchern und fünf Staubecken wird der Trinkwasserzugang für die 3.000 Familien und 95.000 Tiere verbessert.

900 Frauen sollen Spar- und Leihzirkel bilden, durch die sie Zugang zu Investitionen für eigene Kleinunternehmen haben. Zudem weist jede group ranch ein zusammenhängendes Gebiet als Naturresort aus und bildet Ranger aus. Hiermit wird nicht nur ein Beitrag zum Erhalt des Weltkulturerbes geleistet, sondern werden perspektivisch auch neue Möglichkeiten zur Generierung von Einnahmen für die Gemeinden erschlossen.

Schulungen zur Viehgesundheit und Rinderzucht sind zentrales Element für gesunde, widerstandsfähige Tiere

Für die Durchführung des großangelegten Projekts benötigen wir bis Ende 2027 noch Spenden für den Eigenanteil in Höhe von rund 52.600 EUR. Das sind pro Familie einmalig etwa 17,50 Euro. Das Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bezuschusst. Ihre Spende wirkt damit vierfach.

Spendenzweck

Kenia: Massai-Modellfarmen F263