Eine Lebensaufgabe - Frauenrechte stärken

Die Frauenunion in Nepal verbindet politische Aufklärungsarbeit, Mitwirkung in Menschenrechtskommissionen oder Gesetzgebungsvorhaben mit individueller Hilfe und Begleitung sowie wirtschaftlicher Initiative.

Namuna ist 17 Jahre alt. Ihr Ehemann versuchte, sie zu verbrennen, weil ihr erstgeborenes Kind ein Mädchen war. Ihre Dorfnachbar*innen brachten Namuna zur Frauenunion, die sie in ein Krankenhaus einlieferte. Die Behandlung ihrer schweren Brandwunden dauerte Monate. Die Kosten trug die Frauenunion. Das Schicksal von Namuna ist leider kein Einzelfall. Häusliche Gewalt, Gewalt gegen Frauen m Allgemeinen, ist in dem noch immer sehr patriarchalen Nepal sehr häufig. Wie in vielen anderen Ländern, sind auch in Nepal die Zahlen häuslicher Gewalt durch die Coronasituation zusätzlich stark angestiegen.

 

Mehr zur WFN

Die Women's Foundation Nepal (WFN) wurde 1988 aus einer studentischen Initiative heraus gegründet und setzt sich seither für die Rechte und Lebensbedingungen von Frauen ein. So bietet sie auf individueller Ebene Frauen und Kindern Schutz in einem Frauenhaus begleitet von einer kostenfreien Rechtsberatung. Der Zugang zu Bildung, Einkommen schaffende Maßnahmen, wie auch Berufsausbildungen, befähigen die Frauen zu einer besseren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Teilhabe. Ökonomisches Herzstück der Women's Foundation ist ihre Färberei und Weberei in Boudha, im Kathmandutal. Mit dem Verkauf der produzierten Waren erwirtschaften die rund 60 dort tätigen Frauen ihre faire Bezahlung. Zudem finanzieren die Erlöse anteilig die Betriebskosten für das Frauen- und Kinderhaus. Weitere Programme der Organisation sind Mikrokredite für Frauen, um ihnen einen Start in die Selbstständigkeit zu ermöglichen und die Durchführung von Gesundheitscamps mit kostenloser Beratung und Bereitstellung von Medikamenten in abgelegenen Dörfern und armen Vierteln Kathmandus. Auf nationaler Ebene setzt sich die Women's Foundation für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung unterstützt die WFN durch Patenschaften für das Frauen- und Kinderhaus. Auch die Rechtsberatung für Frauen, die Weberei, die Gesundheitscamps und verschiedene Ausbildungsinitiativen werden von der GLS Zukunftsstiftung befördert.

Internetseite

Initiatorinnen und Trägerinnen der Women's Foundation Nepal sind Renu Sharma und Kamala Upreti, die bereits als Soziologiestudentinnen 1988 die Stiftung gründeten. Gemeinsam unterstützen sie Frauen zum Ersten darin, sich ihrer Rechte bewusst zu werden, sie wahr zu nehmen und auf nationaler Ebene einzufordern. Zum Zweiten unterstützten sie Frauen, wirtschaftlich selbständig zu werden.

Seit Anfang der 1980er-Jahre versuchen Renu Sharma und Kamala Upreti, diese Situation zu ändern. Und für inzwischen mehr als 11.000 Frauen konnten sie viel erreichen.

Renu Sharma und Kamala Upreti kamen Anfang der 80er-Jahre aus dem Osten Nepals in die Hauptstadt Kathmandu. Das Erlebnis, das ein Mädchen aus ihrem Dorf von einer Arztfamilie in die Hauptstadt geholt worden war, motivierte sie. Angeblich sollte es zur Schule geschickt werden. Doch es wurde als Haushaltshilfe verkauft. Die Unterstützung dieses Mädchens war der Ausgangspunkt ihres Engagements, das bis heute ihr Leben ausfüllt.
Die beiden Soziologinnen gründeten die Frauenunion. Sie bietet vielfältige Angebote für Frauen, die Opfer von Gewalt wurden. 2002 führte ihr Engagement zur Begegnung mit der Zukunftsstiftung Entwicklung.

In der Zusammenarbeit wurde es möglich, das erste Frauenhaus in Nepal aufzubauen. Zumeist unsagbar zerschunden suchen die Frauen mit ihren Kindern Zuflucht und erhalten medizinische Behandlung und psychologische Beratung. Aktuell leben knapp 130 Kinder und mehr als 50 Frauen im Frauenhaus. Im Februar 2012 konnte ein zweiter Gebäudeflügel fertig gestellt und feierlich eingeweiht werden. Seitdem können weitere Frauen hier Zuflucht suchen.

Die Frauenunion bietet Rechtsbeistand: Allein im Jahr 2020 wurden 470 Fälle von den Mitarbeiter*innen betreut. Ein Drittel der Fälle betraf häusliche Gewalt – des Weiteren wurden Fälle von sexuellem Missbrauch, Polygamie, Kinderehen aber auch betreffend Eigentumsrechte etc. behandelt. Meist werden außergerichtliche Vergleiche angestrebt. „Ein Vergleich gibt beiden Seiten das Gefühl, gewonnen zu haben, und stellt eine gute Grundlage für nächste Entwicklungsschritte dar“, sagt Renu Sharma. Dieser Satz ist ein Ausdruck ihrer Arbeit.

Renu Sharma schafft es – trotz Todesdrohungen und sonstiger schrecklicher Erfahrungen – ihre Arbeit jenseits der bestimmenden Kasten, Religion und der wirtschaftlichen Situation anzusiedeln. In der Frauenunion arbeiten Männer und Frauen miteinander an der gesellschaftlichen Veränderung der Stellung der Frau. Ausdruck dieser Arbeit ist auch die Gesetzesnovelle, die 2006 erstmals Frauen in Nepal das Recht einräumte, unabhängig von ihren Ehemännern, Vätern oder älteren Brüdern rechtsfähige Subjekte, also Staatsbürgerinnen zu sein.

Auch Dibya erlangte ihre Staatsbürgerschaft mithilfe der Rechtsberatung der Frauenunion (zurück). Sie ist 50 Jahre als sie über das Internet auf die Arbeit der Frauenunion aufmerksam wird. Die Zeit hatte sie gezeichnet, sie war erschöpft und verängstigt. 15 Jahre zuvor hatte die Familie ihres Ehemanns sie abrupt verlassen und ihre beiden Töchter verschleppt. Gemeinsam mit ihrer Familie verschwanden auch jegliche rechtlichen Dokumente – auch ihr Pass.
Der Kontakt zur Frauenunion ermutigte sie ihr Recht einzufordern, um gemeinsam mit ihren Töchtern zukünftig in Sicherheit leben zu können. Während der Hilfe durch die Mitarbeiter*innen der Frauenunion kam außerdem zum Vorschein, dass sich ihr Ehemann bereits 2014 legal von ihr scheiden ließ. Im Namen von Dibya reichte die Frauenunion 2019 Klage gegen ihren Ehemann wegen Irreführung und Betrug ein.

Damit Frauen befähigt werden, ein Leben in Würde und Selbstständigkeit aufzunehmen, erhalten sie während ihrer Aufenthaltszeit im Frauenhaus Alphabetisierungskurse und eine Ausbildung. Bei ihrem Schritt in die Unabhängigkeit werden sie mit einem Mikrokredit als Starthilfe ausgestattet. Vom Mikrokreditprogramm profitieren zurzeit rund 2.340 Frauen.

Die Frauenunion versucht, langfristig die Mittel für ihre Sozialarbeit, für die Versorgung in den Frauenhäusern, die Schulgelder für die zahlreichen Kinder der Schutz suchenden Mütter und den Rechtsbeistand selbstständig zu decken. Dazu betreibt sie ein Produktionszentrum, in dem Stoffe, Textilien und Schals hergestellt werden, arbeiten zurzeit ca. 70 Frauen. Über 500 Frauen wurden bis jetzt geschult. Von den Gewinnen des Produktionszentrums gehen 60% zurück an die Frauenunion, 20% gehen zusätzlich zum Lohn als Bonuszahlung an die Arbeitenden, die übrigen 20% decken Strom- und Produktionskosten.

 

Noch ist die Frauenunion zum Ausbau ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten auf Unterstützung angewiesen – zum Ausbau des Produktionszentrums und des Mikrokreditprogramms. Auch zum Unterhalt der Kindertagesstätte sind weitere Mittel erforderlich.

Spendenzweck

Nepal: Öffentliches Wirken F161