Mit Bio und Fairtrade Armut überwinden

20.08.2024

Simbabwe galt einst als Kornkammer Afrikas – heute ist es das Land mit einer der geringsten Lebenserwartungsraten weltweit. Die Leistungen im Gesundheits- und Erziehungssektor sind von früher erreichten Standards weit entfernt. Es herrscht seit Jahren eine hohe Arbeitslosigkeit. Die Infrastruktur verfällt zusehends. Hinzu kommen häufige Dürreperioden. Mehr als ein Viertel der ca. zwölf Millionen Simbabwer*innen sind – auch aus politischen Gründen – nach Südafrika, in andere Nachbarländer oder auch nach Europa ausgewandert. Ländliche Familien können ihre Selbstversorgung kaum bewältigen; Hunger und Unterernährung stellen gravierende Probleme dar. Dieser Tendenz begegnet der gemeinnützige Fairtrade Support Network Zimbabwe Trust (FSNZ).

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Das Fairtrade Support Network Zimbabwe (FSNZ) hat das Ziel, der zunehmenden Landflucht in Simbabwe entgegenzuwirken. Es fördert Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die hochwertige Kräuter, wie beispielsweise Baobab und Hibiskus, Gewürze und Aromapflanzen in ökologischem Landbau für den Vertrieb anbauen. Durch die Einhaltung von Bio- und Fairtrade-Standards können Überschüsse zertifiziert verkauft und so Einkommen geschaffen werden. Zudem unterhält FSNZ ein Tageszentrum für Waisenkinder in Harare. Die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung kooperiert mit dem Fairtrade Support Network Zimbabwe / KAITE seit 2011.

Shamiso Mungwashu hat mit ihrer Expertise zum Fairen Handel maßgeblich dazu beigetragen, das Konzept in Simbabwe bekannt zu machen. Nach einem Studium der Sozialwissenschaften und des Unternehmensmanagements arbeitete sie als Lehrerin und als Lobbyistin für Kinderrechte. Shamiso Mungwashu hat das Fairtrade Support Network Zimbabwe (FSNZ) mitbegründet und übernahm 2016 die fachliche und organisatorische Leitung. 2017 wurde sie mit dem One World Award ausgezeichnet.

Eine Frau steht auf einem Hibiskusfeld und hält lachend rote Hibiskusblüten in die Kamera. Im Hintergrund eine nur schwer zu erkennende weitere Hibiskuspflückerin.
Hibiskusernte

Gründung von KAITE-Trust und KAITE-ZIM e.V.

Im März 2007 wurde in Simbabwe der KAITE-Trust als gemeinnützige Stiftung gegründet. Der KAITE-Trust schulte Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die sich verpflichteten, einen Teil ihres Landes nach Kriterien des organischen Landbaus zu bewirtschaften. Gleichzeitig befähigte der KAITE-Trust die kleinbäuerlichen Familien durch die Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten zur Mitwirkung bei der sozialen Entwicklung ihres Landes und ihres Gemeinwesens. Außerdem unterstützte der Trust ein kleines Tagesbetreuungszentrum für Waisen. Als deutsches Pendant wurde im November 2007 der gemeinnützige Verein KAITE - Verein zur Förderung nachhaltiger Entwicklung in Zimbabwe e.V., kurz: KAITE-ZIM e.V. Frankfurt, gegründet.

Förderung der Bio- und Fairtrade-Zertifizierung / Fairtrade Support Network Zimbabwe

Die vom KAITE-Trust unterstützten Aktivitäten für organischen Landbau finden im Rahmen von Wildpflanzensammlungen in ländlichen Regionen Simbabwes statt, wo die Böden eine unzureichende Qualität aufweisen und niedrige Regenmengen ernte- und damit existenzbedrohend sind. Die Richtlinien für fairen Handel erfordern, dass sich die kleinbäuerlichen Produzent*innen in Erzeugergemeinschaften zusammenschließen. Der Trust unterstützte sie dabei durch Schulungen und Stellung der anfänglichen Grundausstattung. Inzwischen durchliefen ca. 1.000 Sammler*innen von Baobab in den Regionen Chimanimani und Chipinge sowie Produzent*innen von Rosella (Hibiskus) in Binga dieses Programm. Elf dörfliche Gruppen von Sammler*innen schlossen sich zum Fairtrade Support Network Zimbabwe (FSNZ) zusammen.

FSNZ ist seit April 2017 der neue (gemeinnützige) Vertragspartner des deutschen Vereins KAITE-ZIM e.V.; aus organisatorischen Gründen hatte der KAITE-Trust seine Tätigkeit im gleichen Zug eingestellt, das Restvermögen an FSNZ übertragen und sich aufgelöst. FSNZ wurde im März 2014 mit dem Ziel gegründet, die Lebensverhältnisse von kleinbäuerlichen Familien in Simbabwe nachhaltig zu verbessern. Zu diesem Zweck schließen sich die Produzent*innen zu Vereinen zusammen und bilden so das FSNZ. Sie geben auch Teile ihrer Einnahmen zur Finanzierung der Verwaltungskosten des FSNZ ab. Die Kleinbäuer*innen und Wildsammler*innen werden mit den Grundsätzen der organischen Landwirtschaft und den Fairtrade-Standards vertraut gemacht und in deren Umsetzung durch das FSNZ unterstützt. Außerdem kümmert sich FSNZ darum, den Produzent*innen gut funktionierende Märkte für ihre Produkte zu erschließen.

 

Die Unterhaltung eines Tagesbetreuungszentrums für ca. 30 Waisen in Kambuzuma, einem Vorort von Harare, ist ein weiteres Beispiel für FSNZ-Aktivitäten. Das Zentrum stellt Verpflegung, Gesundheitsversorgung und Betreuung bei Schulaufgaben bereit und übernimmt die obligatorischen Schulgebühren und die Kosten für die zwingend vorgeschriebenen Uniformen.

Eine Gruppe von etwa 20 Kindern sitzt auf dem Boden und lacht in die Kamera. Eine Frau liegt, ebenfalls lachend, auf der Seite vor der Gruppe.
Ausflug der Waisen des Tagesbetreuungszentrums Kambuzuma; in der Mitte im weißen T-Shirt: Shamiso Mungashu
Eine Gruppe von ungefähr 50 Männern und Frauen stehen unter einem Baum und lachen in die Kamera. Im Vordergrund steht ein Hahn.
Teilnehmer*innen einer FNSZ-Schulung

Der Erfolg der Arbeit seitdem beweist, dass es gelungen ist, die entwicklungspolitische Expertise des KAITE-Trusts auf FSNZ zu übertragen. Wesentlich trug dazu auch die Kontinuität in Person der Geschäftsführerin Shamiso Mungwashu bei. Sie gewann 2017 den angesehenen One World Award.

Dank der FSNZ Intervention und der Fairtrade-Zertifizierung produzieren die Gemeinden in Binga, die 2014 noch 10 Tonnen Rosella anbauten, heute über 110 Tonnen. Dies hat zu einem Anstieg der Mittel geführt, auf die die Gemeinden zugreifen können, sowie zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen. Außerdem stellt die Rosella-Produktion eine echte Frauen-Erfolgsgeschichte dar – denn mehr als 90 Prozent der Produzent*innen sind weiblich! Sie leisten damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Familieneinkommen, sondern verbessern auch ihre soziale Stellung in der Familie und in den Produktionsgemeinschaften – eine Win-win-Situation für alle Beteiligten!

In einigen Fällen haben Maßnahmen wie Schulungen, die von der FSNZ durchgeführt werden, zu neuen, von den Kleinbäuer*innen geleiteten Initiativen auf Gemeindeebene geführt. Diese Maßnahmen werden aus den Einnahmen aus Verkaufserlösen finanziert, die nicht alle individuell ausgeschüttet werden. So zahlt zum Beispiel die Dorfbevölkerung in Binga Schulgeld für 100 Waisenkinder, sie haben Toiletten in den örtlichen Schulen gebaut, in der Trockenzeit ein Ernährungsprogramm in den Schulen initiiert und Klassenzimmer sowie ein Versammlungszentrum für die Gemeinde im Bezirk gebaut.

In Makoni hat die Dorfbevölkerung mit den gemeinschaftlichen Einnahmen Klassenzimmer für Vorschulkinder gebaut, die mit Stühlen und Tischen ausgestattet sind. Solche Initiativen, die über die Produktion und den Lebensunterhalt hinausgehen, zeugen auch von den langfristigen Beziehungen, die die FSNZ in den Gemeinden, in denen sie arbeitet, aufbauen konnte.

Die Bio- und Fairtrade-Zertifizierung ermöglicht es kleinbäuerlichen Familien sowie Landlosen in peripheren ländlichen Räumen die Armutsschwelle nachhaltig zu überwinden (Hilfe zur Selbsthilfe). Der Verein KAITE-ZIM e.V. ist von diesem Ansatz überzeugt und deshalb darum bemüht, für die Zertifizierung weiterer Produkte in anderen Regionen Simbabwes öffentliche Fördergelder zu erhalten. Ein Problem ist, dass es eine Projektförderung in der Regel nur für konkrete, klar definierte Investitionsvorhaben gibt, während zum Beispiel die zum Betrieb des Waisenzentrums erforderlichen laufenden Ausgaben nicht bezuschusst werden. Darüber hinaus wird für Förderprojekte zumeist eine Eigenleistung (von ca. 15 Prozent) verlangt, hierfür ist der Verein auf Spenden angewiesen.

Der gemeinnützige Verein KAITE-ZIM e.V.

KAITE-ZIM e.V. freut sich über neue Mitglieder, die sich der Förderung des ökologischen Landbaus und der nachhaltigen Verbesserung der Lebensumstände der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Simbabwe verpflichtet fühlen und dies durch ihren Mitgliedsbeitrag sowie Spenden unterstützen wollen.

KAITE-ZIM e.V. fungiert als deutscher Unterstützungsverein für FSNZ. Die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung übernimmt die Abwicklung der Spenden, weshalb nur minimale Verwaltungskosten entstehen. Alle Spendengelder kommen direkt FSNZ zugute.

Spendenzweck

Simbabwe: Unternehmertum F215