Küchen mit Manufaktur

27.05.2024

Wie Gemeindeküchen für gute Ernährung und Einkommen sorgen und zur Gemeinschaftsbildung beitragen.

Cañete, Großraum Lima. Es gibt drei Flüsse, die die trockene und staubige Landschaft durchziehen. Landwirtschaftsparzellen mit künstlicher Bewässerung liegen neben Slumsiedlungen. Die meisten Menschen arbeiten im informellen Sektor oder als Tagelöhner*innen auf den Farmen. Die Gebäude der Siedlungen, die zumeist aus illegalen Landnahmen entstanden sind, sind prekär. In dreien dieser Siedlungen – San Vicente, San Luis und Nuevo Imperial – haben sich seit einigen Jahren Menschen zusammengeschlossen, um täglich für eine warme Mahlzeit zu sorgen. Die kochen sie in wackeligen Wellblechhütten. Zwei der Hütten haben keinen Wasseranschluss, bei der dritten erstritten die Küchenmitglieder bei der Regionalverwaltung einen Anschluss, der in den nächsten Monaten eingerichtet werden soll. Sanitäre Einrichtungen gibt es nicht, die hygienischen Verhältnisse sind mehr als mangelhaft.Aber die Mitglieder dieser prekären Küchen haben gemeinsame Ziele, Mut, Engagement und Durchhaltevermögen. Sie möchten die Lebens- und Versorgungssituation von ihren und von benachbarten Familien verbessern. Sie hörten davon, dass unser Partner Alma Capac anderen Gruppen zum Bau von Gemeindeküchen verholfen hat, und wandten sich an Ricardo Herrera, den Leiter der Organisation.

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Die gemeinnützige Organisation Alma Capac arbeitet in den Slums von Lima in Peru. Ihr Vorgehen: Menschen kommen zusammen und errichten oder erneuern, angeleitet von Alma Capac, grundlegende Infrastruktur. Die Organisation hat sich auf den Aufbau von Gemeindeküchen spezialisiert. Teilnehmende gründen eine Genossenschaft und arbeiten beim Bau mit. Sie lernen das Planieren, Mauern, Verlegen von Strom- oder Wasserleitungen. Ziel ist ein flächendeckendes Netzwerk aus Gemeindeküchen. Denn gute Ernährung, aktionsorientierte Ausbildung und gemeinschaftliches Wirtschaften sind tragfähige Zukunftsimpulse.

Alma Capac wurde 1999 von Ricardo Herrera in Carabayllo gegründet; sie wird bis heute von ihm geleitet. Ziel ist, mittellosen Menschen dabei zu helfen, ihre Grundversorgung in die eigenen Hände nehmen zu können. Ricardo Herrera entstammt einer neunköpfigen, mittellosen Familie und schaffte es mit unglaublichem Einsatz, sich fortzubilden und nach und nach ein Studium als Architekt erfolgreich zu absolvieren. Bis jetzt hat er rund 20 genossenschaftlich organisierte Gemeindeküchen in ebenso vielen Slumvierteln fertigstellen können, alle aus Spenden finanziert.

Eine Gemeindeküche garantiert eine tägliche warme Mahlzeit. Eine Gemeinschaft kann sich bilden und niemand wird weggeschickt.
Eine Gemeindeküche garantiert eine tägliche warme Mahlzeit.
Planungstreffen zwischen Mitarbeitenden von Alma Capac und Mitgliedern der Gemeindeküchen.
Mitarbeitende von Alma Capac und Mitglieder der Gemeindeküchen besprechen das Bauvorhaben.

Viele Planungs- und Abstimmungsgespräche später liegt nun ein neues, großes Projekt zum Bau von drei Gemeindeküchen vor. In drei Slumgebieten von Cañete will Alma Capac mit den engagierten Menschen neue Küchengebäude mitsamt Ausstattung und kleinen Manufakturen aufbauen. 560 Menschen werden direkt von diesem Vorhaben profitieren. Die Perspektive ist, dass sie täglich eine hygienisch zubereitete, warme und ausgewogene Mahlzeit gegen einen geringen Beitrag bekommen können.

Das Projekt startet mit dem eigenen Einsatz der Menschen. Sie beteiligen sich am Bau der Küche und lernen dabei selber das Mauern sowie das Legen von Elektro- und Wasseranschlüssen. Dazu kommt Unterricht zu ausgewogener Ernährung, Küchenmanagement und Buchhaltung.

Neues Manufakturwesen

Um die Küchen auch langfristig unterhalten zu können, wird jede Küche durch einen kleinen Bereich für die Weiterverarbeitung von Lebensmitteln ergänzt. So werden eine Bäckerei und eine Molkerei aufgebaut; auf einer kleinen Bio-Farm sollen Gemüse für den lokalen Verkauf angebaut werden. Auch der Aufbau der Manufakturen wird von handwerklichen Schulungen begleitet. Das Vorhaben erstreckt sich über die nächsten drei Jahre.

Für die einzelnen Komponenten des Projektes fallen folgende Kosten an: pro Gemeindeküche rund 39.000 Euro an Baukosten sowie je rund 6.000 Euro für die Ausstattung. Für den Bau der Bäckerei, der Molkerei und der kleinen Bio-Farm mit jeweils integriertem Verkaufsbereich und für die Ausstattung sind insgesamt 123.000 Euro nötig. Auf die Schulungskosten in den Bereichen Management und Betrieb der Küchen, Bäckerei- und Molkereihandwerk, organischer Gartenbau entfallen 43.000 Euro. Inklusive aller Begleit- und administrativen Kosten beläuft sich die Projektsumme auf rund 550.000 Euro.

Pro begünstigter Person sind dies einmalig 980 Euro an Spenden. 75 Prozent der Summe werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit getragen. Ihre Spende wirkt vierfach!

Spendenzweck

Peru: Gemeindeküche F324P