Wer Menschen mit Behinderungen aus einer sozialen Perspektive betrachtet, erkennt schnell, dass es weniger die spezielle Art der Behinderung ist, die einen Menschen einschränkt, sondern mehr die oft vorurteilsbehaftete Sichtweise der Gesellschaft und die wirtschaftliche Benachteiligung. Unsere Partnerorganisation Aynimundo schafft es, fördernde Ansätze in die Slums Limas zu bringen.
Ein neues Zentrum der Vielfalt, Behandlung und Förderung
Mehr zu Aynimundo
Verónica Rondón ist Architektin. Sie stammt aus Arequipa und ging zum Studium nach Lima. Ihre Begegnungen mit Menschen aus den limenischen Slums prägte sie. Sie entschied sich, ihre Fähigkeiten in den Dienst ganzheitlicher Slumentwicklung zu stellen. Verónica Rondón setzt dazu bei vier Hebeln an: der Kapazitätsentwicklung, dem Infrastrukturaufbau, der Unternehmensentwicklung, der Kampagnenarbeit. Besondere Förderung erfahren Menschen mit Behinderung. Verónica Rondón verhandelt kontinuierlich mit lokalen Behörden und Politiker*innen, um Verbesserungen in den Lebensbedingungen von Slumbewohner*innen, in der Bildungspolitik oder bei der Einhaltung von Menschenrechten zu erzielen. Verónica Rondón rief allein im Jahr 2015 elf Kampagnen und größere Treffen ins Leben, durch die zum Beispiel Menschen mit Behinderung ihre Rechte – wie Versorgungsleistungen durch den Staat, die im peruanischen Recht verankert sind – kennen und nutzen zu lernen. Verónica Rondón und ihre Organisation Aynimundo fungieren als Aufklärende, Ansprechpartner*innen und Unterstützende.
Aynimundo wurde 2001 von einer Freundesgruppe in Lima gegründet. "Ayni" bedeutet in Quechua, der Sprache der größten indigenen Bevölkerungsgruppe der Anden: "Ich helfe dir, sodass auch du weiterhelfen kannst"; das spanische Wort mundo bedeutet Welt. Aynimundo soll eine Welt umschreiben, die auf dem Prinzip gegenseitiger Hilfe beruht. Die Organisation arbeitet mit Menschen in den Slums am südlichen Stadtrand von Lima, die in extremer Armut leben. Im Lauf der letzten zwanzig Jahre hat Aynimundo in drei Bereichen eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit aufgebaut: Bildung und Kultur für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, unternehmerische Begleitung und städtische Infrastruktur. Aynimundo unterstützt Initiativen der lokalen Bevölkerung und stellt nötiges technisches Fachwissen zur Verfügung. Mit Verónica Rondón arbeiten zwölf Mitarbeiter*innen, darunter Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Architekt*innen und eine Finanzfachfrau. Ergänzt wird die Arbeit durch Student*innen, Praktikant*innen und Künstler*innen. Sie bieten Kindern, Jugendlichen, deren Eltern und Lehrer*innen sowie Menschen mit Behinderung Hilfe zur Selbsthilfe in allen Lebensbereichen.

Seit 2001 ist unsere Partnerorganisation Aynimundo ein Licht der Hoffnung für viele alleinerziehende Mütter und Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in den südlichen Slums von Lima. Das Team besteht aus Architekt*innen, Psycholog*innen, Sozial- und Physiotherapeut*innen, die sich geeint sehen durch eine feste Grundüberzeugung: Jeder Mensch kann einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten, wenn sie oder er nur die notwendige Unterstützung erhält. In diesem Verständnis von Inklusion bemühen sich die Mitarbeiter*innen seit zwanzig Jahren, mit innovativen angepassten Therapien Hindernisse und Einschränkungen bei der Entwicklung und Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen zu beseitigen.
Zu den vielfältigen Aktivitäten der Organisation zählen Programme zur Slumentwicklung, wie die Veranstaltung einer Sommerakademie für Jugendliche aus den Slums und die Unterstützung für Kleinunternehmer*innen. Diese Arbeit zeigt: Gegenseitige Hilfe, Solidarität und unterstützte Eigeninitiative können Brücken der Inklusion errichten und Anerkennung von Menschen mit Behinderung fördern.
Die Corona-Krise birgt viele Risiken - und einige Chancen
Die Corona-Pandemie wirkte in vielerlei Hinsicht als Brennglas für seit Langem bestehende Probleme. Sie hat den jahrzehntelangen Mangel an institutioneller Unterstützung für Menschen mit Behinderungen offengelegt. Staatliche Mittel wurden Jahr für Jahr gekürzt. Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen stehen seitdem vor zusätzlichen enormen Herausforderungen. Zudem behaupten manche Unternehmen, die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen entsprächen kaum den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt, die sich aus dieser Krise ergeben würden.
Mit optimistischem Blick in die Zukunft möchte sich Aynimundo nach der Coronakrise neue Wege der sozialen Inklusion begehen. Zusätzlich zu den drei laufenden Programmen hält Aynimundo eine konsolidierende Form der Unterstützung für nötig: ein Zentrum, in dem Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, ihre Familien und ihre Lehrer*innen die Möglichkeit haben, an Schulungen teilzunehmen, miteinander zu arbeiten, Verständnis füreinander zu entwickeln und gemeinsam Inklusions- und Sozialisierungsschritte zu formulieren, die sich aus den physischen, kognitiven und entwicklungspsychologischen Therapien ergeben.
Zentrum der Beachtung der Vielfalt (Centro de Atención a la Diversidad) - soll die Einrichtung heißen. Sie soll ein Ort werden, in dem die Schönheit und der Reichtum von Vielfalt erkannt und gelebt werden kann, an dem Familien von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen die Möglichkeit haben, Therapien wahrzunehmen, zu denen sie an anderer Stelle keinen Zugang haben. Menschen mit Behinderungen sollen sich über Bildungs-, Wirtschafts- und Arbeitsrechte informieren können, Schulungen und Ausbildungen absolvieren können, und gestärkt werden, ihre Rechte eigenständig einzufordern.
Ein Ort, in dem die Schönheit und der Reichtum von Vielfalt erkannt und gelebt werden kann
Die Corona-Krise hat Bereiche sichtbar gemacht, in denen Menschen mit sozioökonomisch schwachem Hintergrund und Familien von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen am meisten Unterstützung benötigen. Dies betrifft zum einen die tägliche Versorgung und Pflege sowie die Einhaltung von und das Wissen um Hygienemaßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie. Zum anderen die Aufklärung über ihre Rechte, über das Angebot von Bildungs- und Kulturaktivitäten in der Gemeinde - und über die Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Corona hat außerdem gezeigt, dass punktuelle Interventionen zwar hilfreich sein können, jedoch keine nachhaltige Verbesserung garantieren können. Dies kann nur ein Ort der Begegnung, der Solidarität und des gemeinsamen Lernens ermöglichen. Das Centro de Atención a la Diversidad kann ein solcher Ort werden.
Jedes Jahr sollen rund 430 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, ihre Familien und Lehrer*innen die Möglichkeit bekommen, an den Schulungen und kulturellen Aktivitäten des Zentrums teilzuhaben.
Pro Jahr benötigt Aynimundo rund 145.000 Euro, um die laufenden Kosten des Centro de Atención a la Diversidad zu decken. Pro Teilnehmer*in und Jahr sind das 340 Euro. Hierfür bitten wir um Spenden.

Spendenzweck
Peru: Zentrum F343