Gesundheit durch Siddha-Medizin
20.08.2024
2018 wurde auf Grundlage der erfolgreichen Gesundheitsarbeit von Dr. Fatima Rani, der Gründerin von MUHIL und studierten Siddha-Medizinerin, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderte Projekt gestartet.
Ziel ist, die Gesundheitsversorgung für mittellose Menschen, besonders für Dalits (sogenannte Unberührbare, Kastenlose) und Angehörige niedriger Kasten weiter auszubauen, sodass MUHIL zukünftig 93 Dörfer versorgen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, muss MUHIL die Produktion von Siddha-Arzneien in der ländlichen Region des südindischen Tamil Nadu ausweiten und Frauen in der Gesundheitshilfe und der Arzneimittelherstellung ausbilden. Dazu sollte unter anderem ein Produktionszentrum für Siddha-Medizin aufgebaut werden.
Dr. Fatima Rani studierte als Ordensschwester Siddha-Medizin. Aufgrund der von ihr gewählten "Option für die Armen" schied sie aus ihrem Konvent aus. Gemeinsam mit Dr. Vincent Clement Joseph und Father Michael gründete sie "The Downtrodden and Poor People Charitable Medical, Educational & Welfare Trust", eine gemeinnützige Stiftung, die Gesundheitsleistungen für arme ländliche Bevölkerungsgruppen, vor allem Kastenlose, anbietet.
Über mobile Dorfkliniken, Gesundheitscamps und die Behandlung im zentralen Gesundheitszentrum bietet MUHIL Bedürftigen (Kastenlosen, Angehörigen niedriger Kasten und sogenannten Tribals) medizinische Basisversorgung auf traditioneller Siddha-medizinischer Grundlage. 35 Mitarbeitende und weitere Gesundheitspromotor*innen versorgen 93 Dörfer im Distrikt Madurai in Tamil Nadu. MUHIL bildet Kleinbäuer*innen im biodynamischen Anbau aus. Ferner verfügt MUHIL über eine Destille zur Produktion ätherischer Öle. Seit 2002 kooperiert die Zukunftsstiftung Entwicklung mit MUHIL in der Aus- und Weiterbildung von Gesundheitshelferinnen, der Rekultivierung von verödetem Land, der Ausweitung des biodynamischen Anbaus, der Produktion ätherischer Öle und nun der Arzneimittelproduktion.
Unermüdlicher Einsatz
Unterschiedliche, gravierende Einschnitte machten die Umsetzung des Projekts innerhalb des geplanten Zeitraums von zwei Jahren unmöglich. Dazu zählten eine massive Überschwemmung im Jahr 2019 ebenso wie die Corona-Pandemie, die Indien besonders hart traf und monatelange Lockdowns zur Folge hatte. Die Projektaktivitäten und auch der Bau des Produktionszentrums mussten daher immer wieder unterbrochen werden. Einen weiteren Rückschlag erlitt MUHIL durch die Entscheidung der indischen Regierung im Jahr 2021, dass sich alle Nichtregierungsorganisationen re-registrieren mussten. Bis zur vollständigen Prüfung dieser Re-Registrierung wurden die Devisenkonten gesperrt und so de facto die Nutzung ausländischer Fördergelder verboten. In der Zeit der Prüfungsphase bis zur Freigabe im Februar 2023 ruhten also die Aktivitäten. Doch seit dem Zeitpunkt der erfolgreichen Re-Registrierung arbeitet MUHIL weiter hoch motiviert an der Fertigstellung des Produktionszentrums, sodass ein Jahr später, im Februar 2024, der Rohbau eingeweiht werden konnte. Voraussichtlich Ende August 2024 ist mit dem Abschluss der Bauarbeiten, der Installation der Maschinen sowie der Ausbildung der Produktionsmitarbeitenden zu rechnen. Dies ist vor allem dem Zusammenhalt im Team MUHILs und dem unermüdlichen Engagement der Mitarbeitenden zu verdanken.
Parallel zum Bau der Produktionsstätte haben Dr. Rani und Father Clement, der Mitbegründer von MUHIL, die nächste Generation an ihre Aufgaben und die Verantwortung in der Organisation herangeführt. Ein Team, bestehend aus drei jungen Frauen, leitet das medizinische Programm. Dazu zählen die Produktion der Siddha-Medikamente, die Gesundheitscamps und die mobile Gesundheitseinheit, die per Bus zu Behandlungen auf die Dörfer fährt. Das zweite Team, bestehend aus zwei jungen Männern und einer jungen Frau, organisiert den biodynamischen Anbau von Heilpflanzen und Arzneimittelrohstoffen mit über 200 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf den Farmen von MUHIL.
Auf eigenen Füßen stehen
40 Prozent der von MUHIL produzierten Siddha-Medikamente sollen in den Vertrieb gehen, um die Produktionskosten, den Betrieb der Anlagen sowie die Personalkosten zu decken. 60 Prozent sind für die direkte medizinische Versorgung der Dorfbewohner*innen vorgesehen. Zur reibungslosen Umsetzung muss MUHIL weiterhin viele Hürden überwinden, da die Krisen der letzten Jahre große Schäden hinterlassen haben. Die Gebäude, das Farmland und der einstige Produktionsbetrieb konnten jahrelang nicht ausreichend wirtschaftlich genutzt werden.
Doch wenn MUHIL - nach all den Widrigkeiten und Herausforderungen der letzten Jahre - der erfolgreiche Betrieb der neuen Produktionsstätte gelingt, kann die Organisation langfristig wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen. Und das ist das Ziel.