Gesundheit durch Siddha-Medizin

16.01.2025

Ein blitzsauberer, großer Raum. Maschinen, die allen Standards der Medizinproduktion gerecht werden und eine glückliche Frau Dr. Rani, Gründerin von MUHIL und studierte Siddha-Medizinerin. Dieses Bild bietet sich dem Betrachter nach überaus anstrengenden sechs Jahren Bau- und Installationszeit.

2018 begann der Aufbau des Produktionszentrums. Die Grundlage bot die erfolgreiche Gesundheitsarbeit von Dr. Fatima Rani, besonders für Dalits (sogenannte Unberührbare, Kastenlose) und Angehörige niedriger Kasten.

Die Idee war, diese Basisgesundheitsversorgung weiter auszubauen, sodass MUHIL 93 Dörfer in der Umgebung versorgen kann. Um dieses Ziel zu erreichen, wollte MUHIL die Produktion von Siddha-Arzneien in der ländlichen Region des südindischen Tamil Nadu ausweiten und Frauen in der Gesundheitshilfe und der Arzneimittelherstellung ausbilden.

Es ging um den biodynamischen Anbau von Heilpflanzen, die Ausbildung von Gesundheitsberaterinnen, die Schulung von technischem Personal für die professionalisierte, maschinelle Tablettenproduktion in großen Mengen sowie den Bau des Produktionszentrums und dessen Ausstattung.

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Dr. Fatima Rani studierte als Ordensschwester Siddha-Medizin. Aufgrund der von ihr gewählten "Option für die Armen" schied sie aus ihrem Konvent aus. Gemeinsam mit Dr. Vincent Clement Joseph und Father Michael gründete sie "The Downtrodden and Poor People Charitable Medical, Educational & Welfare Trust", eine gemeinnützige Stiftung, die Gesundheitsleistungen für arme ländliche Bevölkerungsgruppen, vor allem Kastenlose, anbietet.

Über mobile Dorfkliniken, Gesundheitscamps und die Behandlung im zentralen Gesundheitszentrum bietet MUHIL Bedürftigen (Kastenlosen, Angehörigen niedriger Kasten und sogenannten Tribals) medizinische Basisversorgung auf traditioneller Siddha-medizinischer Grundlage. 35 Mitarbeitende und weitere Gesundheitspromotor*innen versorgen 93 Dörfer im Distrikt Madurai in Tamil Nadu. MUHIL bildet Kleinbäuer*innen im biodynamischen Anbau aus. Ferner verfügt MUHIL über eine Destille zur Produktion ätherischer Öle. Seit 2002 kooperiert die Zukunftsstiftung Entwicklung mit MUHIL in der Aus- und Weiterbildung von Gesundheitshelferinnen, der Rekultivierung von verödetem Land, der Ausweitung des biodynamischen Anbaus, der Produktion ätherischer Öle und nun der Arzneimittelproduktion.

Unermüdlicher Einsatz

Verschiedene, gravierende Einschnitte machten die Umsetzung des Projekts innerhalb des ursprünglich vorgesehenen Zeitraums von zwei Jahren unmöglich. Die Projektaktivitäten und auch der Bau mussten immer wieder unterbrochen werden. Dazu zählten eine massive Überschwemmung im Jahr 2019 ebenso wie die Corona-Pandemie, die Indien besonders hart traf und monatelange Lockdowns zur Folge hatte. Einen weiteren Rückschlag erlitt MUHIL durch die Entscheidung der indischen Regierung im Jahr 2021, dass sich alle Nichtregierungsorganisationen re-registrieren mussten. Bis zur vollständigen Prüfung dieser Re-Registrierung wurden die Devisenkonten gesperrt und so de facto die Nutzung ausländischer Fördergelder verboten.

Doch die Mitarbeitenden hielten durch – eine Mitarbeiterin verkaufte sogar Land, um Geld für das Projekt zu generieren, und andere verpfändeten ihren Schmuck, um die Fortführung des Projekts zu sichern. Dies zeigt die tiefe Verbundenheit zum Projekt und die starke Solidarität unter den Mitarbeitenden.

Nach der erfolgreichen Re-Registrierung im Februar 2023 arbeitete MUHIL hochmotiviert an der Fertigstellung des Produktionszentrums. Im Februar 2024 konnte der Rohbau eingeweiht werden. Bis zum Sommer wurden der Bau und die Einrichtung der Maschinen abgeschlossen. Es folgten erste Testläufe und weitere Anpassungen.

Eine Frau mit Schürze, Mundschutz und Haarnetz sitzt im Schneidersitz vor mehreren Schüsseln und Tabletts und verreibt Pulver.
Traditionelle Siddha-Medikamentenproduktion
Fünf Frauen und vier Kinder stehen beisammen und lächeln in die Kamera. Einige halten Papiertüten mit Pflanzen in der Hand.
Dr. Rani (2. v. r., hinten) mit Gesundheitshelferinnen und Kindern.

Startklar!

Mit Beginn des Jahres 2025 ist nun alles bereit. Die Produktion hat begonnen und für MUHIL erfüllt sich ein lang gehegter Traum. Dies ist vor allem dem Zusammenhalt in MUHILs Team und dem unermüdlichen Engagement der Mitarbeitenden zu verdanken.

Parallel zum Bau der Produktionsstätte haben Dr. Rani und Father Clement, der Mitbegründer von MUHIL, die nächste Generation an ihre Aufgaben und Verantwortung in der Organisation herangeführt. Drei junge Frauen leiten das medizinische Programm für die 93 Dörfer. Dazu zählen die Produktion der Siddha-Medikamente, die Gesundheitscamps und die mobile Gesundheitseinheit, die per Bus zu Behandlungen in die Dörfer fährt. Das zweite Team, bestehend aus zwei jungen Männern und einer jungen Frau, organisiert den biodynamischen Anbau von Heilpflanzen und Arzneimittelrohstoffen mit über 200 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern auf den Farmen von MUHIL.

Lokale und internationale ExpertInnen betrachten eine Produktionsstraße, die zur Herstellung der Medikamente dient
Dr. Fatima Rani erklärt die Funktionsweise der neuen Produktionsstraße

Auf eigenen Füßen stehen

40 Prozent der von MUHIL produzierten Siddha-Medikamente sollen in den Vertrieb gehen, um die Produktionskosten, den Betrieb der Anlagen sowie die Personalkosten zu decken. 60 Prozent sind für die direkte medizinische Versorgung der Dorfbewohner*innen vorgesehen.

Bis die ersten Rückflüsse aus der Produktion erziel werden, müssen Rohstoffe, Verpackungsmaterial und die Gehälter der Mitarbeitenden gezahlt werden. Dafür benötigt MUHIL Startkapital.

Das Ziel ist, dass MUHIL nach all den Widrigkeiten und Herausforderungen der letzten Jahre wirtschaftlich auf eigenen Füßen steht.

Zur Deckung der Produktionskosten benötigt MUHIL im ersten Jahr 9.000 Euro für den Kauf von Rohmaterial, 18.000 Euro für das Verpackungsmaterial und circa 40.000 Euro für die Gehälter. Umgerechnet auf die rund 7700 Menschen, die bereits jetzt jährlich behandelt werden, ergibt sich ein Betrag von etwa 8,70 Euro pro Person. 

Jede Unterstützung für einen erfolgreichen Start zählt. Sie dient der Gesundheit tausender Menschen.

Spendenzweck

Indien: Gesundheitsversorgung für Kastenlose F178