Fladen für Fladen: Energie und Kompost

26.11.2024

Laikipia liegt im Nordwesten Kenias. In weiten Graslandschaften sind nur wenige Busch- und Baumgruppen zu finden. Laikipia gehört zu den trockenen Savannengebieten. Der Zugang zu Wasser und Energie ist schwierig.

Samuel Kirogo Mwangi, ein Kleinbauer aus der Gemeinde Solio, arbeitet seit einigen Jahren als Gemeindetrainer. Aktuell ist er im Projekt „Wasser, Viehzucht, organischer Landbau und Vermarktung“ unserer Partnerorganisation Sustainable Agriculture Community Development Program (SACDEP) engagiert. Von 2023 bis 2027 werden insgesamt 2.800 kleinbäuerlichen Haushalten praktische Fertigkeiten und Wissen zu organischem Landbau und nachhaltiger Viehzucht vermittelt. Herr Kirogo berät die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in seiner Nachbarschaft.

In den letzten Jahren sehen sich die Menschen in Laikipia mit den zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels konfrontiert: Unregelmäßige Regenfälle und zunehmende Dürreperioden gefährden ihre Lebensgrundlage. Im Rahmen der Projektarbeit errichteten sie Staubecken und Wassertanks. Ist die Wasserfrage gelöst, drängt sich die Frage nach einem nachhaltigen Zugang zu Energie auf. In einer Savannenlandschaft gibt es kaum Feuerholz. Frauen und Mädchen haben die Aufgabe, Feuerholz zu suchen; täglich wenden sie mehrere Stunden dafür auf. Doch auch Buschwerk und Reisig sind immer schwerer zu finden, und die Wege werden immer weiter.

Unterstützt von SACDEP weiß Herr Kirogo Rat. Alle Teilnehmenden des Projektes erhalten Baum- und Buschsetzlinge. Die Bauern pflanzen sie am Rande ihrer Gärten und Felder. Sie brechen den Wind, bremsen Verdunstung und halten Wasser im Boden. Das wirkt sich positiv auf die Bodenfruchtbarkeit aus. Büsche können schon nach einem Jahr beschnitten werden und liefern kostbaren Reisig, Bäume nach zwei bis drei Jahren, wenn erste Äste genutzt werden können. Herr Kirogo berät die Kleinbauern im Bau Feuerholz sparender Herde. Es sind einfach zu bauende Lehmöfen, die bis zu 75 Prozent des Feuerholzes einsparen. Auch diese Maßnahme trägt zu zunehmender Widerstandsfähigkeit der Menschen bei.

Mehr zu SACDEP

Afrika ist ein reicher Kontinent, der sich selbst versorgen kann. Das sind Vision und Motto der Arbeit von Joseph Ngugi Mutura. Er startete die Organisation Sustainable Agriculture Development Programm (SACDEP) und damit die Förderung kleinbäuerlichen organischen Anbaus, der mit geringen Eingangskosten auskommt, auf natürliche Kreisläufe setzt und den Menschen Ernährungssicherheit, Ernährungssouveränität wie auch Einkommen ermöglicht und die Natur erhält. 1993 waren es die ersten 300 Bäuerinnen, heute arbeiten die 56 Mitarbeitenden jährlich mit wenigstens 12.000 Menschen in vier klimatisch unterschiedlichen kenianischen Regionen: im Osten, in der Zentralregion, an der Küste und im Rift Valley. Rund 2,2 Millionen Menschen profitierten inzwischen von dieser Arbeit. Um das Erfahrungswissen in weitere Kreise tragen zu können, startete SACDEP das College für Nachhaltige Landwirtschaft für Ostafrika.

Seit der Gründung von SACDEP ist die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung der strategische Partner der Organisation.

Ngugi Joseph Mutura gründete 1993 die Organisation Sustainable Agriculture Community Development Program (SACDEP), die er bis heute leitet. Seine Vision: Ein hungerfreies Afrika. Ngugi Joseph Mutura prägte einen ganzheitlichen, ressourcenorientierten Ansatz von Entwicklungszusammenarbeit, der auf Selbstermächtigung und Gemeinschaftsbildung setzt.

Auf der linken Bildseite befindet sich ein großer Komposthaufen. Rechts davon stehen ein älterer Mann und ein Mädchen im Kleinkindalter, die diesen gemeinsam begutachten.
Samuel Kirogo und seine Enkelin begutachten den Komposthaufen.
Eine Frau hockt in einem Nutzgarten. Hinter ihr sind Maispflanzen. Vor ihr sind reife Bohnen sichtbar.
Rosemary Gashiru Mwangi, Frau von Samuel Kirogo, im eigenen Garten.

Einfach, aber genial

Das Juwel auf dem Weg zu auskömmlicher Energie ist die kleine Biogasanlage (im Bild oben zu sehen), die Herr Kirogo dank des Projektes bauen konnte. Die notwendigen Erdarbeiten erledigte er selbst. Er hob eine etwa zwei Meter fünfzig tiefe Grube aus, drei Meter im Durchmesser. In diese wurde die zentrale Biogaskammer gebaut. Über einen Zufluss wird das Gemisch aus Grünzeug, Kuhdung und Wasser eingebracht. Gegenüber liegt der Auslass, durch den die fermentierte Gülle abfließt. Oben in der Kuppel führt das Gasrohr nach außen. Eine solche Anlage, für die drei Kühe Dung liefern, kann bis zu drei Haushalte mit Kochgas versorgen. Mit einer einfachen Zusatzausrüstung kann auch elektrischer Strom erzeugt werden. Dann gibt es zusätzlich zur Kochwärme auch noch Licht.

Schnell war Herr Kirogo von dieser Technik überzeugt und warb für ihre Verbreitung. Zunächst waren seine Nachbar*innen skeptisch. Sie wollten sehen, ob die Anlage auch längerfristig funktionierte. Dann fürchteten sie, dass sie den guten Dünger der Kühe für ihre Gärten verlieren könnten. Doch Herr Kirogo konnte zeigen, wie er die Gülle aus der Biogasanlage mit frischem Kompost versetzt und dass daraus ein guter Dünger wird.

Als Herr Kirogo bei der letzten großen Dürre 2022 bis 2023 seine Kühe verlor, befürchtete er, auch seine Biogasanlage nicht mehr nutzen zu können. Doch er experimentierte mit Grünzeug, trockenem Geäst und Wasser und fand heraus, dass die Anlage auch ohne Kuhdung Gas produzierte. Seitdem ist Herr Kirogo der erste Botschafter zur Verbreitung von Biogasanlagen in Laikipia. Und er ist überzeugt: Dank der verschiedenen Komponenten, die im Projekt zusammenkommen, haben die Menschen in Laikipia auch in Zeiten des Klimawandels eine Perspektive für ein Leben in Würde.

Für das Projekt „Wasser, Viehzucht, organische Landwirtschaft und Vermarktung“ werden 2025 insgesamt 303.000 Euro benötigt. Da das Projekt von der Leopold Bachmann Stiftung mit 50 Prozent bezuschusst wird, wirkt Ihre Spende doppelt. Pro Familie werden einmalig 54 Euro gebraucht.

Spendenzweck

Kenia: Biogas-Laikipia F203