Unterricht mit Kopf und Hand an sechs Grundschulen
28.05.2024
Perspektive durch Handwerk: Auf selbstgemachten Sandalen die nächsten Schritte gehen.
Die Grundschulbildung in Uganda steht vor enormen Herausforderungen. Viele Schulen sind chronisch unterfinanziert, daher schlecht ausgestattet und überfüllt. Die Folge ist vortragslastiger Frontalunterricht, der kaum Raum für ganzheitliche, praxisorientierte Lernkonzepte bietet. Nur knapp 60 Prozent der Kinder, die in der ersten Klasse beginnen, schließen die Grundschule in Klasse 7 erfolgreich ab. 250.000 Kinder scheiden jährlich, aus ganz unterschiedlichen Gründen, ohne Abschluss aus. Diejenigen, die den Abschluss schaffen, verfügen oft nur über ungenügende handwerkliche Qualifikationen für den Arbeitsmarkt. Auch fehlt es ihnen an Kenntnissen und Kapital für eine selbstständige Tätigkeit in der Landwirtschaft. So scheint es schier unmöglich, die nächsten Schritte in eine selbstbestimmte berufliche Zukunft zu gehen.
Sechs Grundschulen und zwei Berufsbildungszentren, mit denen die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung seit vielen Jahren zusammenarbeitet, wollen nun zeigen, welche Strahlkraft ganzheitliche Waldorf inspirierte Pädagogik entfalten kann. Gemeinsam setzen sie seit Oktober 2023 das Projekt "Dualisierung schulischer Ausbildung und Etablierung praktischer Lern- und Ausbildungszentren für organischen Landbau und Weiterverarbeitung" um. Das Projekt zielt darauf, den Ernährungs- und Lebensstandard von rund 4.265 Kindern und Jugendlichen in Zentral- und Westuganda zu verbessern. Dies geschieht durch die Ausweitung der Schulgärten der Grundschulen und Berufsbildungszentren sowie durch die Einrichtung von Werkstätten. Die Kinder und Jugendlichen qualifizieren sich handwerklich und/oder im organischen Landbau, damit sie anschließend einer Beschäftigung nachgehen können, die ihnen ein selbstständiges Einkommen und ihren Familien Ernährungssicherheit gewährleistet.
Im Green Light Forum Uganda (GLFU) organisieren sich 13 erfahrene Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Zu den langfristig kooperierenden Mitgliedern zählen fünf Organisationen für organischen Landbau sowie sieben ländliche Grundschulen. Bei gemeinsamen Tagungen und Schulungen erweitern die Partner ihre Kompetenzen und schulen bzw. beraten sich gegenseitig zu Themen wie Administration, Projektabwicklung oder angepassten und verbesserten Technologien. Gemeinsam setzen die Partner großangelegte Vorhaben zur Förderung der nachhaltigen organischen Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Schutz der Umwelt und Erhalt der Biodiversität um. Die Projekte verbessern langfristig die Lebensgrundlagen von Kleinbauernfamilien und schaffen Widerstandskraft gegen den fortschreitenden Klimawandel.
Sowohl bei den Lehrkräften als auch den Schüler*innen ist die Herstellung von Sandalen besonders beliebt. Das schmuckvoll verzierte Schuhwerk wird im Werkunterricht gefertigt und ist ein echter Hingucker. Da ist es nur verständlich, dass die Jugendlichen uns während unserer Projektbesuche immer wieder mit Stolz ihre Sandalen präsentieren. In der Schule werden die Sandalen ausgestellt und an Interessenten aus der Gemeinde verkauft. Dies ist auch ein Beitrag für die Finanzierung des Werkunterrichts. Die Jugendlichen schöpfen außerdem neues Selbstvertrauen. Das so erlernte Wissen ist vielfältig anwendbar.
Neben der Herstellung der Sandalen erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in eine Vielzahl handwerklicher Fähigkeiten einzuüben, so auch in Schneidern, Nähen, Stricken, Holzarbeiten sowie Flechten von Körben und Matten. Dazu kommen Kenntnisse zu organischem Landbau, Viehzucht und -haltung, Wassermanagement und Wiederaufforstung.
Für die Anschaffung von Arbeitsmaterialien für den Handwerksunterricht an den sechs Grundschulen werden rund 36.700 Euro benötigt. Pro Kind ist dies eine einmalige Spende von 8,60 Euro. Da das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung einen Zuschuss von 75 Prozent gewährt, wirkt Ihre Spende gleich vierfach.