Schön selbstständig
25.11.2024
Arbeitsplätze sind in Uganda rar. Die Förderung von Ausbildungen und Kleinunternehmen bietet Jugendlichen eine Alternative.
Das Durchschnittsalter in Uganda liegt bei 15 Jahren. Jährlich strömen hunderttausende junge Menschen auf den Arbeitsmarkt; doch der bietet nur etwa 9.000 reguläre Arbeitsplätze. Die Förderung von Ausbildungen und Kleinunternehmen durch unsere Projektpartner kann denjenigen, die keinen Arbeitsplatz bekommen haben, eine Berufsperspektive eröffnen.
Die Arbeitslosenquote unter Jugendlichen ist enorm hoch – selbst bei denen, die einen akademischen Abschluss haben, liegt sie bei 83 Prozent. Menschen im ländlichen Raum sind meist noch schlechter gestellt, denn dort gibt es kaum Ausbildungsmöglichkeiten. Den wenigen Instituten fehlt es an ausgebildeten Lehrkräften, Ausstattung und ausreichend Lehr- und Lernmaterialien.
Hier setzen zwei Berufsbildungszentren an. YARD und SODI sind Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Sie bieten jungen Menschen aus schwierigen Verhältnissen Ausbildungen in Arbeitsfeldern, die ihnen auch die Gründung eines Kleinunternehmens ermöglichen. Im Rahmen eines vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) geförderten Projekts sollen von 2023 bis 2026 1.180 Jugendliche erreicht werden. Die beiden Ausbildungszentren können mithilfe der Förderung ihr Kursangebot ausweiten und Gelder zur Anschaffung notwendiger Lehr- und Lernmaterialien und Werkzeuge erhalten.
Im Green Light Forum Uganda (GLFU) organisieren sich 13 erfahrene Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Zu den langfristig kooperierenden Mitgliedern zählen fünf Organisationen für organischen Landbau sowie sieben ländliche Grundschulen. Bei gemeinsamen Tagungen und Schulungen erweitern die Partner ihre Kompetenzen und schulen bzw. beraten sich gegenseitig zu Themen wie Administration, Projektabwicklung oder angepassten und verbesserten Technologien. Gemeinsam setzen die Partner großangelegte Vorhaben zur Förderung der nachhaltigen organischen Landwirtschaft, Wiederaufforstung, Schutz der Umwelt und Erhalt der Biodiversität um. Die Projekte verbessern langfristig die Lebensgrundlagen von Kleinbauernfamilien und schaffen Widerstandskraft gegen den fortschreitenden Klimawandel.
Haarkunst in Uganda
Eine der Ausbildungen, die insbesondere bei jungen Frauen auf großes Interesse stößt, ist das Friseurhandwerk. In Uganda ist die regelmäßige Haarpflege besonders bedeutsam. Aufgrund des tropisch-feuchten Klimas wird die krause, kräftige Haarstruktur schnell spröde – ohne Pflege droht das Haar abzubrechen. Durch duftende Öle, bewährte Häkeltechniken oder das Einflechten von Haarteilen lässt sich dem jedoch vorbeugen.
Die Haarkunst in Uganda hat neben der persönlichen auch eine kulturelle Bedeutung. Über Generationen haben sich verschiedene Flechtstile und -muster entwickelt. Einen bestimmten Stil zu tragen, ist damit immer auch Ausdruck der eigenen Identität und der sozialen Verbundenheit mit einer Gemeinschaft. Gleichzeitig stellen für viele Uganderinnen besonders detailreiche Flechtfrisuren ein Statussymbol dar – ganz abgesehen von der Schönheit und Eleganz der Haarkunst auf dem eigenen Kopf.
Im harten Alltagsleben bietet der Besuch im Frisiersalon eine willkommene Auszeit und wird als eine Form der Selbstfürsorge gesehen. Viele Salons bieten deshalb gleich weitere kosmetische Behandlungen wie Maniküre, Pediküre oder das Zupfen der Augenbrauen an. Je nach Komplexität des gewählten Stils und der Anzahl der Haarteile nimmt ein einzelner Friseurbesuch nicht selten zwischen vier und acht Stunden in Anspruch. Der Frisiersalon wird auch zum sozialen Treffpunkt, in dem sich die Frauen während der langen Behandlungszeit munter austauschen. Die Haarkunst muss etwa alle vier Wochen erneuert werden.
Lukrativer Berufszweig
Für Jugendliche, die an den Berufsbildungszentren von YARD und SODI eine Ausbildung im Friseurhandwerk abschließen, ist der Berufszweig geradezu lukrativ. Das Friseurhandwerk bietet einen niedrigschwelligen Einstieg in die Selbstständigkeit. Einige der Absolventinnen beginnen zunächst mit einem mobilen Salon. Sie suchen die Kund*innen zu Hause oder auf Wunsch sogar am Arbeitsplatz auf. Da sie dabei in erster Linie ihre traditionellen Flechttechniken praktizieren, ist für den mobilen Salon fast kein Startkapital erforderlich. Die Kundinnen bringen selbst ihre eigenen Haarteile mit und zahlen nur für die Dienstleistung.
Neben der gesellschaftlichen Anerkennung bietet der Friseurberuf eine Chance auf ein regelmäßiges Einkommen. Je nach Region kann eine selbstständige Frau etwa 175 Euro im Monat verdienen. Das reicht für einen wesentlichen Beitrag zur Deckung der Haushaltskosten und die Schulgebühren der Kinder.
Das Ziel vieler Absolventinnen ist ein eigener Salon. Mit einem Startkapital von rund 550 Euro lässt sich ein kleiner Raum anmieten und mit einem Haartrockner, Stühlen und Regalen sowie Haar- und Pflegeprodukten ausstatten. Die Berufsbildungszentren vergeben deshalb an herausragende Absolventinnen des Friseurkurses Kleinkredite. Sie begleiten sie im Rahmen eines Mentoring-Programmes in die Selbstständigkeit. So entstehen mittelfristig weitere Arbeitsplätze.
Für die Ausstattung der Ausbildungszentren sind insgesamt 71.580 Euro notwendig. Pro Person sind dies einmalig etwa 60 Euro. Das Gesamtvorhaben wird vom BMZ mit 75 Prozent bezuschusst. So wirkt Ihre Spende gleich vierfach.