Modellfarm als Studienfeld für organischen Landbau
13.11.2025
In Uganda gibt es viele Colleges, die Agrarwesen als theoretisches Studium anbieten. Nur fehlt ihnen der praktische Ausbildungsteil. Unser Partner NCFG hat eine Antwort.
20. August 2025: Auf der Modellfarm von Nature and Creativity for the Future Generation (NCFG) herrscht reges Treiben. Wo sonst vier Mitarbeiter die Farm bewirtschaften, sind heute 65 junge Erwachsene versammelt. Sie kommen vom St. Mathias Landwirtschaftscollege in Rakai im Süden Ugandas, wo sie ihre Berufsausbildung absolvieren. Ihnen ist bewusst, dass vier arbeitsintensive Wochen vor ihnen liegen. Auch wissen sie um die sehr einfachen Unterbringungsmöglichkeiten auf der Farm. All das schreckt sie nicht.
Fast vier Stunden sind sie mit Bussen angereist, um bei NCFG ihr 30-tägiges Praktikum machen zu können. Die Farm ist nicht nur im unmittelbaren Umland von Mpigi als Modell für organischen Landbau bekannt geworden. NCFG gibt regelmäßig Kleinbäuer*innengruppen die Möglichkeit, auf der Farm organische Anbaumethoden, artgerechte Tierhaltung sowie Nachernte- und Verarbeitungstechniken kennenzulernen. Das hat sich auch bis nach Rakai herumgesprochen.
Modellfarm ist Lernort und Ertragsquelle zugleich
Die Modellfarm ist breit aufgestellt. NCFG hält lokal traditionsreiche Hühnerarten und Legehühner sowie Masthähne, Schweine, Ziegen und Kühe. Sie betreibt professionelle Bienenhaltung, baut eine breite Palette an Getreiden und Gemüsen an und hat Frucht- und Forstbäume. Zu den Zweigen der Weiterverarbeitung gehören zum Beispiel Getreidemühlen oder Solartrockner für die Obstverarbeitung. Zudem produziert sie Futtermittel und Dünger.
Aus den Erträgen der organisch und permakulturell bewirtschafteten Farm können nicht nur die Mitarbeitenden bezahlt werden. Auch die Reinvestition für weitere Betriebsmittel ist damit möglich. All dies ist das Ergebnis einer langen, erfolgreichen Aufbauarbeit. Selbstbewusst teilen die Mitarbeitenden von NCFG ihr Wissen und ihre Fertigkeiten.
Nachfrage nach Praktika stößt an Kapazitäten für Unterbringung
2023 kamen die ersten Studierenden vom St. Mathias Landwirtschaftscollege zur Modellfarm von NCFG. Nur ist die Unterbringung der jungen Menschen ein großes Problem. Die Schülerinnen werden in einem Holzschuppen auf einem Matratzenlager untergebracht, die Schüler in einem großen Zelt, ebenso mit Matratzenlager. Es fehlt an Waschstellen und ausreichend Latrinen. Insbesondere während der Regenzeit ist eine Unterbringung nicht möglich.
Dabei würde Charles Ssegirinya, der Direktor des landwirtschaftlichen Colleges, gerne regelmäßig und mehr Studierende zu NCFG schicken. Es dürften im Jahresverlauf auch mehr als 100 sein, sagt er. Vom Mehrwert des Praktikums für seine Schützlinge ist er absolut überzeugt. Doch die Unterbringungsmöglichkeiten begrenzen das Angebot.
Ein Hostel soll Platz für mehr Perspektiven schaffen
Daher möchte NCFG ein einfaches Hostel errichten: ein Gebäude aus lokalen Ziegelsteinen mit einem etwa sechs mal elf Meter großen Schlafsaal für etwa 40 Studierende. Ausgestattet werden soll der Schlafsaal mit 20 Stockbetten sowie Matratzen, Moskitonetzen und Metallboxen zur Aufbewahrung von Kleidung und persönlichen Gegenständen.
Die Baukosten für das Hostel und die Sanitärbereiche betragen 12.976 Euro. Für die Ausstattung des Hostels werden 6.400 Euro benötigt. Die Gesamtkosten für das Vorhaben betragen 19.376 Euro, wobei NCFG einen Eigenbeitrag von 1.317 Euro leisten kann.
Unsere Partnerorganisation Nature and Creativitiy for the Future Generation (NCFG) ist Teil der Green Light Future Union (GLFU), dem Netzwerk der ugandischen Partnerorganisationen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung. Zu diesem gehören 16 Organisationen, die sich unter anderem für die Förderung eines klimaresilienten, organischen Landbaus, die Unterstützung von Kleinbäuer*innen und den Zugang von Kindern und Jugendlichen zu praktisch orientierter Bildung einsetzen.
Zu diesem Zweck betreibt NCFG im Distrikt Mpigi, Süd-Uganda, eine große Demonstrationsfarm. Hier bietet die Organisation Schulungen zu Praktiken des organischen Landbaus und artgerechter Tierhaltung für bäuerliche Gruppen und Jugendliche an. Auch Nachernte- und Verarbeitungstechniken gehören zum Programm. Nach erfolgreicher Aufbauarbeit beschäftigt NCFG Farmmitarbeiter*innen, die in der Region zu wichtigen Vermittlern organischer Anbaupraktiken geworden sind.