Verpasste Chancen waren gestern
23.09.2024
Obwohl die Corona-Pandemie offiziell längst für beendet erklärt wurde, sind die Folgen vielerorts immer noch zu spüren. In Indien waren die staatlichen Schulen fast zwei Jahre lang geschlossen. Fehlende Geräte, wie Computer oder Handys, und nicht vorhandene Infrastruktur, wie beispielsweise eine stabile Internetverbindung, führten zu Unterrichtsausfall und verpasstem Lernstoff.
Fr. Hubby Matthew von der St Thomas Mission Society® Mandya (STMS) engagierte sich für die Schaffung von Lernzentren in 25 Dörfern. Dort erhalten die Schulkinder bis heute Nachhilfeunterricht. So können sie ihr Wissen in der einheimischen Sprache Kannada, in Englisch, Mathematik und Naturwissenschaft vertiefen oder nachholen. Auch künstlerische Aktivitäten, wie Theaterspielen und Musizieren, stehen auf dem Programm.
Wirkung der Lernzentren
Radha Vijendrakumar ist Mutter von Zwillingen, Yubha und Yasas. Ihre beiden Kinder besuchen die vierte Klasse der Jervodaya-Schule im Dorf Arakere und, seit Sommer 2022, regelmäßig das Lernzentrum im gleichen Dorf. Laut Frau Radha ist das Lernzentrum das Beste, was ihren Kindern passieren konnte. Sowohl sie als auch ihr Mann sind Analphabeten, sie können ihren Kindern nicht bei den Hausaufgaben helfen.
Die Zeiten, in denen die Kinder aufgrund der Pandemie nicht zur Schule gehen konnten, waren schwierig, weil sie viel Lernstoff verpassten und alleine zu Hause bleiben mussten. Die Eltern konnten privaten Unterricht nicht finanzieren. Umso mehr freuten sie sich, als STMS das Lernzentrum in ihrem Dorf eröffnete, das mittlerweile von 63 Schülerinnen und Schülern besucht wird. Seitdem haben sich die Noten von Yubha und Yasas erheblich verbessert. Die Geschwister gehen wieder mit Freude zur Schule und genießen es, mit anderen Kindern zu lernen und zu spielen.
Die St Thomas Mission Society® Mandya (STMS) setzt sich seit 1980 für die Verbesserung der Lebensbedingungen und des Allgemeinwohls der Bevölkerung im südindischen Distrikt Mandya ein – ungeachtet von ethnischer Herkunft, Glaube und Kaste. Der Schwerpunkt der Organisation liegt auf der Arbeit mit der ländlichen, armen und indigenen Bevölkerung, mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie Tagelöhnern. Hierfür hat STMS zahlreiche Projekte geschaffen. Seit 2021 fördert die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung zwei dieser Projekte, mit dem Ziel, die Lebensbedingungen von Frauen und Kindern in 22 Dörfern zu verbessern.
Die St. Thomas Mission Society® Mandya (STMS) wurde im Jahr 1980 in Mandya im Bundesstaat Karnataka gegründet. Die karitative Organisation mit katholischem Hintergrund arbeitet konfessionell ungebunden. Sie ist, wie es in der Satzung heißt, "aktiv im sozialen Dienst und im Bereich der Entwicklungsarbeit mit dem Ziel, die Lebensbedingungen und das allgemeine Wohlergehen der Menschen zu verbessern, insbesondere der Landbevölkerung und der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie der Armen und Indigenen, unabhängig von Rasse, Gemeinschaft, Glauben oder Kaste".
Sicher in die Zukunft
Lehrer*innen stellten nach dem ersten Jahr Nachhilfe in den Lernzentren fest, dass die Kinder, die die Lernzentren besuchten, viel bessere Abschlüsse machten, als jene, die nicht zum Nachhilfeunterricht gingen. Ein guter Abschluss wiederum bereitet den Boden, um Bildungsteilhabe zu erreichen und später einmal Aussicht auf einen Arbeitsplatz zu haben. Die Eltern, denen es möglich ist, übernehmen einen Teil der Kosten der Lernzentren. Für die Gehälter der Lehrkräfte reicht es dennoch nicht. Und auch die weiteren laufenden Kosten für Schulbücher, Elektrizität, sind damit nur zum Teil abgedeckt. STMS und die Lernzentren sind auf Spenden angewiesen, um das Angebot aufrechterhalten zu können.
Für die Gehälter der Lehrkräfte und für die laufenden Kosten der 25 Lernzentren benötigt STMS rund 14.500 Euro pro Jahr.