Der Zauber der Musik

06.05.2024

Kinder aus Favelas erfahren in ihrem familiären Umfeld wenig Anregung oder Förderung. Sie haben nur wenig Gelegenheit, ihre Talente zu entdecken und zu entwickeln. Die Erfahrung zeigt, dass Musik, besonders das Erlernen eines Instruments, Singen oder instrumentale Musizieren in einer Gruppe, gerade Kindern aus ärmstem Umfeld große Vorteile bringt.

Die Waldorflehrerin Ute Craemer gründete gemeinsam mit Renate Keller Ignacio 1979 die Associação Comunitária Monte Azul. Sie begannen, Erzieherinnen auszubilden, die in mehreren Gruppen Favela-Kinder nachmittags von der Straße holten. Renate Keller Ignacio fehlte dabei jedoch der direkte soziale und künstlerische Bezug, weshalb sie zur Geige griff. Einige Kinder waren sehr angetan von den Klängen – sowas hatten sie noch nie zuvor gehört. Sie waren begeistert und wollten auch Violine spielen. Renate Keller Ignacio bot den Kindern die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen. So startete die Musikschule in Monte Azul.

Heute werden jährlich etwa 61 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren in den Streichinstrumenten Geige, Bratsche, Cello und Kontrabass unterrichtet. 16 Jugendliche im Alter von 15 Jahren spielen in einem Ensemble. In den Gesangsklassen werden 170 Kinder in der Musikschule, im Programm Nossa Ciranda Monte Azul musikalisch geschult. In der Tageshälfte, in der die Schüler*innen nicht in der Schule sind, können sie zusammenkommen und betreut ihre Freizeit gestalten. Sie erhalten zwei Mahlzeiten und können handwerklich und künstlerisch tätig sein. In begrenztem Umfang wird ihnen Einzel- oder Gruppenunterricht angeboten.

Mehr zu ACMA

Seit 1979 arbeitet der Verein Associação Comunitária Monte Azul (ACMA) mit Menschen, die in den Favelas von São Paulo leben. Heute werden Tausende von Familien in den Favelas Monte Azul und Horizonte Azul erreicht. Grundlage für die vielseitigen sozialen, pädagogischen, kulturellen und Gesundheitsprogramme sind Anthroposophie und Waldorfpädagogik. Im Fokus stehen die Wertschätzung jeden Individuums und seine ganzheitliche Entwicklung – unter Berücksichtigung geistiger, körperlicher, spiritueller und künstlerischer Dimensionen – sowie die Ermöglichung von aktiver Teilhabe an der Gestaltung der Gemeinschaft. In den vielseitigen Programmen sind neben 266 festen Mitarbeitenden über 80 inländische und ausländische freiwillige Helfer*innen tätig. Zudem sind 1787 Mitarbeitende für die Umsetzung des staatlichen Gesundheitsprogramms "Estratégia Saúde da Família" zuständig.

Gemeinsam mit Bewohner*innen der Favela Monte Azul gründete die Waldorfpädagogin Ute Craemer 1979 den Verein Associação Comunitária Monte Azul (ACMA). Ihr Ziel war, die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. Die Spielnachmittage für die Kinder aus der Favela, die Ute Craemer organisierte, erfreuten sich immer größeren Zulaufs. Schnell schlossen sich ihrer Initiative weitere Menschen an, die sich mit ihren Fähigkeiten und Ideen einbrachten und für Kinder, Jugendliche und ihre Familien Angebote machten, etwa im Bereich der Kunstvermittlung, des Theaters, des Tischlerhandwerks, der Geburtsvorbereitung oder der medizinischen Heilkunde.

Kinder während einer Geigenstunde in der Musikschule Monte Azul, Brasilien.
Cellostunde in der Musikschule Monte Azul, Brasilien.
Cellostunde

Je nach Anlass werden musikalisch untermalte Theaterstücke und Orchesterauftritte einstudiert. Das bietet nicht nur stetig neue Herausforderungen, sondern auch immer wieder ein Ziel, auf das hinzu gearbeitet werden kann. Dabei kann sich jede*r mit ihren oder seinen Fähigkeiten einbringen. Eine Aufführung ist jedes Mal aufs Neue ein besonderer Moment. Das Programm zeigt, wie z. B. die Steigerung des Selbstwertgefühls und der Konzentrations- und Anpassungsfähigkeit zu großer Kreativität führen, zur Verbesserung des Sozialverhaltens und zur Fähigkeit, sich Gruppen anzuschließen und sich dort zurecht zu finden. Die Kinder und Jugendlichen brauchen vor allem schöne Erlebnisse, Erfolgserlebnisse und eine Aussicht auf Zukunft.

Das Bruttogehalt einer Musiklehrerin bzw. eines Musiklehrer mit 20 Arbeitsstunden im Monat beträgt 950 Euro. Die Musikschule benötigt für fünf Lehrkräfte im Jahr rund 5.500 Euro an Spenden.

 

Spendenzweck

Brasilien: Musikschule F319