Ein Andendorf startet die eigene Tierfutterproduktion
23.10.2025
Eine Tierfutteranlage muss her. Das wurde für die Kleinbäuer*innen im Dorf Patiñico in den peruanischen Hochanden sehr deutlich. Nach Schulungen zu Tiergesundheit konnten sie die Sterberaten der Kleintiere nämlich so sehr verringern, dass sie nun dauerhaft mehr Tiere zu versorgen hatten.
Eigene Futterproduktion für mehr Tierwohl und Einkommen
Die Familien sahen nur Vorteile:
- Eine Tierfutteranlage spart Ressourcen, da sie Weidegras und Ernterückstände zu Futter machen kann
- Sie garantiert die Ernährung der Tiere mit hochwertigem Futter – trotz Dürre, Erosion und weiteren Folgen des Klimawandels
- Gesunde Tiere erzielen bessere Preise
Unsere Partnerorganisation ACICA entwickelt gemeinsam mit Hochanden-Bäuer*innen Einkommensperspektiven, die die natürlichen Ressourcen in der vom Klimawandel hart getroffenen Region schonen. Organischer Landbau ist dabei zentral. Eine Tierfutteranlage passte bestens ins Konzept. Sogar eine Vereinigung haben die Familien ins Leben gerufen, um die Anlage in den Andenbergen rund ums Dorf Patiñico umzusetzen. Der Baustart konnte kommen!

Alle packen mit an – doch die steilen Berge scheinen unbezwingbar
Alle Familien packten mit an, als es an die Spaten ging. Allein: Während ihrer Arbeit mussten sie feststellen, dass die steilen Berghänge sie vor enorme Herausforderungen stellte. Wie sollten sie dieser Hochanden-Landschaft als Ungelernte eine ebene Fläche abtrotzen? Ohne Ebene würden sie keine Anlage aufbauen können.
Nach zwei Jahren Durchhalten: Die Futterproduktion läuft!
Zwei Jahre zogen ins Land. Doch die Familien gaben nicht auf. Und so ist das Ergebnis ihres unbedingten Handlungswillens jetzt Realität: Die Anlage läuft! Ausgerüstet mit Mühle und Futterhäcksler, zieht sie die Menschen von Patiñico und den Nachbargemeinden an. Sie verarbeiten neben Ernterückständen und Weidegras auch Mais, Weizen, Gerste, Erbsen und Lupinen. „Unsere Beharrlichkeit bei der Arbeit hat sich gelohnt: Wir haben eine schöne Anlage und unsere Mühle, um hochwertiges Futter für unsere Tiere herzustellen“, sagt eine der am Bau Beteiligten.
Noch versorgen sie damit die eigenen Tiere. Doch ACICA denkt bereits einen Schritt weiter. Der Verkauf des selbst produzierten Tierfutters soll eine weitere Einkommensperspektive für die Bäuer*innen von San Marcos schaffen.
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Die Asociación Civil Caminando – ACICA ist eine gemeinnützige Organisation, die seit 2009 in der Stadt San Marcos in der Region Cajamarca tätig ist. Sie engagiert sich mit nachhaltigen Landwirtschafts- und Gemeindeentwicklungsprojekten in den Bergbauerndörfern rund um San Marcos. Abholzung und veränderte Niederschlagsmuster vermindern die Fruchtbarkeit der Böden und die landwirtschaftlichen Erträge sinken stetig. ACICA verbindet traditionelles Wissen mit modernen Methoden des organischen Landbaus, um diese weit abgelegenen, teilweise nur mit Pferd oder Muli zu erreichenden Gemeinden verbesserte Anbautechniken zu vermitteln. Der Lehrplan von ACICA ist auf diese Lebensbedingungen abgestimmt: Kombiniert wird der Aufbau kleiner Staubecken, um Wasser zu sammeln, mit organischem Landbautraining, Wiederaufforstung und Verbesserung der Kleintierzucht, insbesondere von Meerschweinchen. ACICA wird bisher von einem Team von acht Voll- und Teilzeitkräften sowie Honorarkräften betrieben. Sechs der Mitarbeiter haben eine Ausbildung und/oder langjährige Erfahrung in nachhaltiger Landwirtschaft, eine Mitarbeiterin ist in Buchhaltung und Finanzmanagement qualifiziert. Der Großteil der Mitarbeiter*innen kommt aus der Region. Durch Training, Investitionen und Umsetzungsbegleitung unterstützt ACICA zurzeit zwölf marginalisierte Gemeinden, in denen etwa 4.100 Menschen leben.
Víctor Acosta Sánchez, Direktor der Asociación Civil Caminando (ACICA), besuchte dank der Unterstützung und Ermutigung eines deutschen Priesters eine Schule in der Provinz San Marcos, die er aus seinem Heimatdorf Licliconga über lange Fußwege in den Hochanden erreichte. Seinen ersten Uni-Abschluss erreichte er an der Nationalen Universität von Cajamarca, fügte später einen Master in Entwicklungspolitik und –planung hinzu und promovierte schließlich im Bereich Umweltmanagement. Zudem war er Führer einer der "Rondas Campesinas", selbstständige Bauernorganisationen im ländlichen Peru, die ursprünglich als Selbstverteidigung gegen Diebstahl, insbesondere von Rindern, konzipiert waren. 2008 lernte er Dr. Annette Massmann von der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung kennen. Zusammen besuchten sie verschiedene Gemeinden in der Provinz San Marcos. Nach diesen Besuchen gründete Víctor Acosta Sánchez 2009 zusammen mit anderen Bauernführern ACICA. Er ist stolz darauf, mit ACICA und lokalen Bäuer*innen in ländlichen Gemeinden zusammenzuarbeiten, vor allem wegen ihrer ambitionierten Ziele: dem Schutz von Land, Wasser, Flora, Fauna und Luft.
Mehr zum eindrucksvollen Lebensweg von Víctor Acosta Sánchez gibt es hier.