109 Jungen aus Kenia definieren Männlichkeit neu
06.10.2025
Es ist ein sonniger Sonntag, als 109 Jungen sich auf dem Gelände der St. Cyprian Secondary School in Meru, Kenia, einfinden. Vor ihnen liegen sieben Seminartage unter dem Titel „Boys for Change – Redifining Manhood‘. Tage, in denen sie ihre Rolle als Mann in den Gemeinden von Meru neu definieren.
Mit diesem Seminar hat unsere Partnerorganisation CIFORD die Jugendlichen eingeladen, ihre Zukunft neu zu denken: weg von den besonders für junge Männer gefährlichen Sackgassen Sucht, Perspektivlosigkeit und Gewalt – hin zu Selbstbewusstsein, Respekt und Verantwortung. Sieben Tage lang werden die Jungen begleitet, herausgefordert und inspiriert.
Von Kopf bis Herz: Die Agenda des Wandels
Im Mittelpunkt des Seminars steht die Selbstreflexion: Die Jungen werden eingeladen, sich zu fragen, wer sie sind und was sie im Leben erreichen möchten. Solche Fragen sind Türöffner für alternative Wege zu Konsum, Sucht oder Leerlauf.
Aber es gibt auch inhaltlichen Input. Zur Nutzung digitaler Medien etwa. Sie verändert den Alltag der jungen Männer rasant – und damit die Art, wie sie denken, lernen und kommunizieren. Das Seminar zeigte die Chancen einer bewussten Nutzung, aber auch die Gefahren eines unreflektierten Konsums.
Wissen schützt: das gilt auch beim Seminarblock zu reproduktiver Gesundheit, Sexualität und Schutz vor HIV. Was die Teilnehmer hier lernen, schützt sie vor Unsicherheiten, Vorurteilen und gesundheitlichen Schäden. Und es ermöglicht ihnen verantwortungsbewusste Entscheidungen für sich selbst und ihre Partnerinnen.
Raum für Einkehr und Entfaltung
Die Jungen erhalten zudem Raum, ihre eigenen Stärken zu erkunden, Motivation und Selbstwertgefühl zu entwickeln – oder im geschützten Rahmen einfach mal durchzuatmen. Diese Mischung aus Wissensvermittlung, Reflexion und Momenten der Erholung spricht Kopf und Herz der Teilnehmer gleichermaßen an.
Viele Eltern sind dankbar, dass ihre Söhne am Seminar teilnehmen konnten. Denn zu oft geraten gerade Jungen in den Strudel aus Alkohol, Drogen und Orientierungslosigkeit. Teilnehmer Edgar Mutwiri bringt die Stimmung am Ende der Woche auf den Punkt: „Ich habe so viel gelernt – diese Woche wird mir mein ganzes Leben lang helfen. Und nicht nur mir, sondern auch meiner Familie und meinen Freunden, denn ich möchte das Gelernte, die Werte und das Wissen weitergeben. Ich danke CIFORD für diese kostbare Zeit und hoffe, viele weitere Jungen können an diesem Seminar teilnehmen. “

CIFORD Kenya: nachhaltige Entwicklung aus der Gemeinschaft heraus
Hinter diesen Seminaren steht Margaret Ikiara, Leiterin der Organisation CIFORD Kenya – Community Initiatives for Rural Development. Seit der Gründung im Jahr 2002 arbeitet die Organisation eng mit den Gemeinden in Meru North zusammen. Ihre Mission: Frauen, Jugendliche und Männer befähigen, nachhaltige Entwicklung selbst in die Hand zu nehmen. CIFORD fördert Selbstwert und Selbstachtung, Führungsqualitäten, Unternehmertum, Umweltbewusstsein und Resilienz in ländlichen Gemeinschaften. Die Organisation klärt zu HIV/Aids auf und betreut Erkrankte. Weitere Themen sind Mutter-Kind-Gesundheit, Ernährung und alternative Initiationsriten. Diese schützen Mädchen vor Praktiken wie der Genitalverstümmelung und erlauben ihnen freie Entscheidungen und die Fortsetzung ihrer Schulausbildung.
Beide Geschlechter für dauerhafte Veränderung mitdenken
Mit dem Programm „Boys for Change“ erkennt CIFORD an, das wirkliche Veränderung nur durch Einbeziehung der Jungen gelingt. Denn in den patriarchal geprägten Strukturen bleibt Veränderung nur dann nachhaltig, wenn auch Männer lernen, Verantwortung zu übernehmen und Frauen als gleichwertige Partnerinnen zu respektieren.
Infos über CIFORD
Community Initiatives for Rural Development (CIFORD) arbeitet als gemeindebasierte Organisation im Distrikt Meru North in Zentralkenia. Das Team von vier Mitarbeitenden ist in den Bereichen organischer Landbau und Basisgesundheitsversorgung tätig. Ein Schwerpunkt sind Aufklärungskampagnen gegen weibliche Genitalverstümmelung, da Mädchen in Meru einem hohen Risiko ausgesetzt sind, beschnitten zu werden. Die GLS Zukunftsstiftung Entwicklung kooperiert seit 2019 mit CIFORD.
Margaret Ikiara ist Gründungsmitglied und Leiterin von (CIFORD). Sie hat eine landwirtschaftliche Ausbildung an der Egerton University in Kenia abgeschlossen und arbeitet seit 25 Jahren in der ländlichen Gemeindeentwicklung. Zusammen mit einigen Freunden gründete sie 2002 CIFORD Kenya, um für ihre Gemeinde zu arbeiten, insbesondere für Frauen und Mädchen in ihrer Region Meru North, wo weibliche Genitalverstümmelung weit verbreitet ist. Margaret glaubt an eine Gesellschaft, in der Frauen und Mädchen ihr Potenzial ausschöpfen und ohne Diskriminierung Führungsrollen übernehmen können. Ihre Motivation ist, Frauen und Mädchen zu ermöglichen, ihr Leben selbstbestimmt und unversehrt zu gestalten.