"Dieses Land? Das hat sich jemand angeeignet.", erklärt Catherine Namata, Mitgründerin unserer Partnerschule Bright Future School, in selbstverständlichem Ton. Auf dem Weg vom Schulgelände zur Schulfarm fahren wir an einem langen, hohen Zaun entlang. Das große Landstück dahinter hebt sich deutlich gegen die kleinen, in Streusiedlung liegenden Farmen ab. "Hier haben Familien gewohnt, Kleinbäuer*innen, Eltern von Schüler*innen. Zunächst haben sie Kaufangebote bekommen, wollten aber nicht verkaufen. Dann wurde ihnen gedroht." Und Catherine erzählt weiter, dass die Familien drangsaliert und nachts ihre Felder verwüstet wurden. Schließlich sei ein Bauer tot aufgefunden worden. Die Täter hätten Uniform getragen: Ob sie tatsächlich zur Polizei oder zum Militär gehörten, sei nicht bekannt. Unter dem hohen Druck hätten die Familien ihr Land zu niedrigen Preisen verkauft. Auf dem fruchtbaren Land steht nun eine Fabrik für Milchprodukte. Die Eingänge sind bewacht, die Arbeiter*innen kommen nicht aus der Gegend. Catherine Namata erklärt, der "Besitzer" sei ein bekannter ranghoher Regierungsmitarbeiter.
Kein Einzelfall
Fälle wie dieser sind im ländlichen Uganda weit verbreitet. Was Catherine darüber hinaus vermittelt, ist die absolute Machtlosigkeit der Kleinbäuer*innenfamilien gegenüber dem Landraub: Die lokalen Behörden sind oftmals korrupt, lassen sich fürs Wegschauen oder für aktive Mithilfe bezahlen. Nur ein Drittel aller Fälle wird überhaupt bei der Polizei angezeigt.
Hier kommen unsere Partner vom Green Light Forum ins Spiel: Sie springen ein, wenn Familien kurz davor stehen, ihr Farmland zu verlieren. So zum Beispiel im Fall von Kitto Grace, einem Kleinbauern aus Kasese, der 2016 Mitglied des Projekts Green Light Revolution wurde, das von Partnern der Zukunftsstiftung Entwicklung in Uganda durchgeführt wird. Kitto bewirtschaftete sein Land ohne Pachtvertrag, überlassen von einem Landbesitzer, der nach Kampala gezogen war. Jahrelang ging das gut, bis seine kleine Farm unter der Schulung im Green Light Projekt aufblühte: Die Schweinezucht brachte Einkommen und verbesserte die Bodenfruchtbarkeit; Kitto Grace verfügte über einen Wassertank, eine Biogasanlage und eine ertragreiche, gut gemanagte Bananenplantage. Der Landbesitzer sah den passenden Moment, das Land gewinnbringend zu verkaufen. Kitto Grace drohte es, vor dem Nichts zu stehen. Patrick Ssegujja, Projektkoordinator aus dem Green Light Projekt, setzte sich dafür ein, dass Kitto Grace das Land zu einem angemessenen Preis kaufen konnte. Er half bei den Verhandlungen und bei den Anwaltskosten. Die Mitglieder des Spar- und Leihzirkels von Kittos Bäuer*innengruppe standen an seiner Seite: Sie nahmen einen gemeinsamen Kredit zum Kauf der Farm auf. Inzwischen zahlt Kito Grace die Summe an den Sparzirkel zurück. Heute ist er überglücklich, wenn er davon spricht, den Landtitel für seine Farm zu besitzen. Als eine Bäuerin aus der Gruppe von ihrem Land verjagt wurde, weil sie alleinstehend und schutzlos wirkte, konnte die Gruppe sich mit der Beratung durch Kitto Grace dafür einsetzen, dass sie den offiziellen Titel zugesprochen bekam.