Organischer Anbau – ein guter Ansatz macht Schule

Im Januar im nördlichen Distrikt Tharaka-Nithi flimmert die Luft über den Staubpisten bei 36 Grad im Schatten. Derzeit sind es noch vergleichsweise moderate Temperaturen in diesem semiariden bis ariden Gebiet von 2.609 Quadratkilometern, in dem 365.000 Menschen leben. Der Sommer verspricht dieses Jahr heißer zu werden. Tharaka hat sechs Flüsse, die aber höchstens während eines halben Jahres zur Bewässerung der Felder genutzt werden können.

In Tharaka-Nithi bauen die Menschen zumeist kleinräumig Hirse, Sorghum (eine Hirsevariante), Speckbohnen, grüne Bohnen, Süßkartoffeln, Cassava und Dolichos (Bohnen aus der Familie der Fabacae) an. Sie halten Ziegen, Zebu-Kühe, Hühner, lokale schwarze Esel und Bienen. So auch Chabari Zaverio (Mitte 40), ein Landwirt mit acht Hektar Land, das er allerdings wegen des Wassermangels nie ganz bebauen konnte.

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Strategies for Agro-Pastoralists Development (SAPAD; Strategien für die Entwicklung von extensiver Weidehaltung und Feldwirtschaft) wurde 2012 gegründet und arbeitet in den kenianischen Distrikten Tharaka Nithi, Meru, Isiolo, Laikipia und Samburu mit Kleinbäuer*innen. Ziel ist, sie in artenreichem organischem Landbau und Umweltschutz zu schulen und kulturelles und soziales Bewusstsein für den Erhalt der Umwelt zu schärfen. Die Gebiete, in denen SAPAD als gemeinnützige Organisation tätig ist, gehören zu den trockensten und dürftigsten der Region. Über 3.500 Mitglieder, davon rund 260 Jugendliche, haben bereits an den Trainings teilgenommen, und über 700 Gemeindemitglieder haben sich mit Ansätzen für Konfliktlösung und Friedenssicherung beschäftigt.

Chabari Kiura Zaverio traf 2015 auf SAPAD und ist heute ihr Geschäftsführer. Als Landwirt und Mitglied einer Bauerngruppe nahm er an Schulungen in organischem Landbau teil und fand Gefallen daran, zu lernen und Wissen weiter_zu_geben. Er nahm einen Kredit auf, um Zertifikatskurse in organischem Landbau und anschließend ein Studium zu absolvieren. Als erster ausgebildeter organischer Landwirt und zertifizierter Berater in Tharaka nahm er bei SAPAD die Arbeit auf. Heute ist er Spezialist für die Züchtung trocken-resistenten Saatguts und für organischen Landbau und Viehhaltung unter extrem trockenen Bedingungen.

Lernen und Wissen weitergeben

2008 lernte Chabari Zaverio die Kleinbäuer*innenorganisation SACDEP kennen, mit der wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Als Mitglied einer Bäuer*innengruppe absolvierte er Schulungen in organischem Landbau, Wassermanagement, Viehzucht und Viehhaltung und war begeistert. Rasant schnell versuchte er, alles Erlernte in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig bemerkte er während der Schulungen, dass es ihm leichtfiel, Erlerntes weiteren Bäuer*innen zu vermitteln.

Chabari Zaverio fand Gefallen daran, zu lernen und Wissen weiterzugeben. Er nahm einen Kredit auf, um Zertifikatskurse in organischem Landbau und anschließend ein Studium zu absolvieren. Nach einer Lernphase bei einer anderen Organisation traf er 2015 auf SAPAD, Strategies for Agro-Pastoralists Development, eine winzige bäuerliche Selbsthilfeorganisation, die sich 2012 mit dem Ziel hatte registrieren lassen, Viehhirt*innen und Bäuer*innen im Norden Kenias, in Tharaka-Nithi und Südmeru, zu unterstützen. Als erster ausgebildeter organischer Landwirt und zertifizierter Berater nahm er die Arbeit auf.

Von Zentralkenia breitet sich die Schulung von Kleinbäuer*innen weiter in den Norden aus

Grundlage seiner Schulungen ist das Trainingsprogramm, das er bei SACDEP erlernte, besonders abgestimmt auf die harten Bedingungen seiner Heimat. Es geht Chabari Zaverio um die nachhaltige Nutzung lokal verfügbarer Ressourcen, in diesem zumeist steinigen, sandigen, trockenen Gebiet. Heute ist er ein Spezialist für die Züchtung trocken-resistenten Saatguts, für organischen Landbau und Viehhaltung unter extrem trockenen Bedingungen. Er und seine Mitstreiter*innen bei SAPAD wollen Bäuer*innen und Viehhirt*innen in Nordtharaka und Südmeru im organischen Landbau, in der Viehhaltung und – vor allem – im Erhalt lokalen, trockenresistenten Saatguts ausbilden.

Vor dem Hintergrund Regenwasser-basierter Landwirtschaft und langer, unberechenbarer Trockenzeiten hat gerade die Verfügung über eigenes Saatgut, das an die klimatischen Verhältnisse angepasst ist, besondere Bedeutung. Dies geht einher mit der Bewahrung der Biodiversität und der Aufforstung mit angepassten Bäumen wie zum Beispiel dem Baobab.

Inzwischen arbeiten bei SAPAD noch zwei weitere Agronomen und halbtags eine Buchhalterin. Sie verfügen über ein kleines Büro in Tharaka und erreichen derzeit 429 Bäuer*innen mit ihren Schulungen, davon 80 % Frauen.

Lernen durch Austausch und Anschauung: Diese SAPAD-Gruppe besucht Modellbäuer*innen, um mehr über den organischen Gemüseanbau zu erfahren.

Die Bäuer*innen organisieren sich in Gruppen und es finden wöchentliche Schulungen als "on farm trainings" bei ihnen statt. Dazu kommen Austauschtreffen auf unterschiedlichen Farmen und ein jährlicher „Farmers‘ Congress“ mit der Prämierung der erfolgreichsten Bäuer*in, der besten Feldfrüchte oder eigener Züchtungen.

Auf diese Weise macht ein sehr guter Projektansatz, den SACDEP seit über 23 Jahren in Kenia aufgebaut hat, Schule.

Für die Arbeit von SAPAD sind pro Jahr rund 30.000 Euro notwendig.