Der Zusammenbruch der Textilproduktion führt zu wirtschaftlichem Ruin und Schulschließungen zu gesellschaftlichem Ausschluss.
In der Stadt Bellekere, im südindischen Distrikt Mandya, führte der Lockdown zur Schließung mehrerer Bekleidungsfabriken und in der Folge auch von Kleinunternehmen. Frauen, die traditionell in diesen Bereichen arbeiten, sind von den Schließungen besonders hart getroffen. In vielen Haushalten sind sie zudem die Ernährerinnen.
Dr. Mathew Hubby, Leiter einer der größten ehrenamtlichen Organisationen in der Region, setzte sich mit den Betroffenen zusammen. Zwei Problemfelder, die eng miteinander verbunden sind, wurden in den Gesprächen deutlich: Die Frauen brauchen ein regelmäßiges Einkommen und die Kinder Zugang zu Nachhilfe, um in der Schule den Anschluss nach einem Jahr der Schulschließung nicht zu verlieren und um nicht arbeiten geschickt zu werden.
Die Lösungsvorschläge kamen von den Frauen: Eine Kuh für jede Frau! Das Wissen zur Kuhhaltung ist vorhanden und in jedem Dorf gibt es eine Molkerei, die Milch ankauft. So können die Frauen durchschnittlich 600 bis 700 indische Rupien pro Tag (sechs bis sieben Euro) verdienen. 25 Frauen konnten dank Spenden bereits Milchkühe erhalten.
Und für die Kinder gründeten sie 22 Nachhilfezentren – in jedem Dorf eines. Sie sprechen alle schulpflichtigen Kinder an, um ihr Interesse für das Lernen wieder zu wecken und zumindest Teile des verpassten Lernstoffs nachzuholen. Zwischen 850 und 921 Schüler*innen besuchen jährlich die 22 Nachhilfezentren.
Manchmal liegen Lösungen nahe. Eine Kuh kostet rund 575 Euro; für einen Nachhilfemonat pro Kind werden 23 Euro benötigt.