Dornige Akazien beherrschen das Massai-Gebiet. Gelbes, dürres Gras auf roter, staubiger Erde, so weit das Auge reicht. Obwohl Massai in Kenia eine Minderheit bilden, ist ihre traditionelle Kleidung und ihr Schmuck überaus symbolträchtig. Fotos traditionell gekleideter Massai werden immer wieder genutzt, um Kenia als Reiseziel zu bewerben. Für viele Kenianer*innen verkörpert die Massai-Kultur die vorkoloniale Geschichte des Landes und stützt eine Art Nationalstolz. Sie ist heute ein Symbol für die reiche, diverse Kultur Kenias. Viele Massai leben auch heute halbnomadisch als Viehhirten und pflegen ihre Traditionen. Ihr Wohlergehen hängt fast ausschließlich vom Wohlergehen ihrer Viehherden ab. Die Massai waren noch nie so unter Druck wie heute. Massai-Gemeinden sind überwiegend in sogenannten group ranches organisiert. Dies bedeutet, dass das Land in gemeinschaftlichem Besitz ist. Dieser Gemeinschaftsbesitz wird aber seit einem neuen Nationalgesetz (2016) zu Landeigentum nicht mehr anerkannt. Früher zogen die Massai in Dürrezeiten in andere Gebiete Kenias oder nach Tansania. Heute ist das nicht mehr möglich, denn der Druck auf Land wächst. Die Millionenmetropole Nairobi dehnt sich mit riesigen Gewerbegebieten und neuen Siedlungen aus. Tansania schließt immer wieder die Grenzen für Viehhirt*innen; häufig wurden aus Kenia kommende Rinderherden beschlagnahmt. Dazu kommen auch noch die Herausforderungen im Zuge der Pandemie.
Die Folgen von Corona bewältigen
Die Pandemie verlief in Kenia bislang in mehreren Wellen. Seit Anfang diesen Jahres ist die Anzahl der täglichen Neuinfektionen wieder gestiegen, wobei offizielle Zahlen wegen fehlender Erfassung nicht wirklich aussagekräftig sind. Klar ist: Das ohnehin schwache Gesundheitssystem ist absolut überlastet. Im Massai-Gebiet von Kajiado wirken sich drei weitere Faktoren verhängnisvoll aus. Die meisten Massai verstehen weder Englisch noch Kisuaheli, doch nur in diesen Sprachen hat die kenianische Regierung Aufklärung zum Umgang mit Corona veröffentlicht. Zudem liegt Kajiado an der Grenze zu Tansania. Bis März 2021 propagierte der tansanische Präsident Magufuli, das Virus sei nicht gefährlich. Inzwischen ist er an Corona verstorben. Seine Nachfolgerin, Samia Hassan, verfolgt eine andere Linie. Doch Aufklärung zu Corona ist generell rar, in der lokalen Sprache der Massai gar nicht vorhanden. Der Grenzverkehr ist stark, gerade über die grüne Grenze.