In Tharaka-Nithi, im Norden Kenias, flimmert die Luft. Es sind 36 Grad im Schatten, Staub fliegt umher. Aber noch etwas anderes liegt in der Luft: der Duft von Brot.
Gladys Kanau von der Organisation Strategies for Agro-Pastoralists Development (SAPAD) schneidet ein Stück von einem frischen Fladenbrot ab. Duft und Farbe des frisch gebackenen Brotes verraten die Zutaten: Sorghum und Hirse, zu Mehl vermahlen. Doch warum verwendet sie kein Weizenmehl, wenn doch dessen Konsistenz und Geschmack von so vielen Menschen bevorzugt wird?
Weizen wird in Kenia kaum angebaut. Er wird zu großen Teilen aus der Ukraine und Russland importiert. Die Preise sind in den letzten Monaten extrem gestiegen und die Qualität, die in Tharaka-Nithi ankommt, ist schlecht. Weizenbrot ist für die Menschen vor Ort unerschwinglich geworden. Außerdem steht der Weizen in Konkurrenz zu den Getreiden, die vor Ort angebaut werden können und die Trockenheit sehr viel besser vertragen als Weizen. Das sind traditionelle Feldfrüchte wie Hirse, Sorghum, Maniok und Süßkartoffeln. Sie wachsen gut, sind erschwinglich und tragen zum Erhalt lokaler Sorten bei. Der Anbau sichert den Bäuer*innen Ernteerträge auch in Dürrezeiten, zudem sind die Menschen unabhängig von internationalen Getreideimporten.
Wir möchten den Wertschöpfungsprozess des Brotes bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen und gehen in die kleine, provisorische Bäckerei, aus der es so verführerisch duftet. Vor dem Lehmofen steht Chabari Kiura, Leiter der Organisation SAPAD. Stolz präsentiert er die verschiedenen Getreidesorten, die die Kleinbäuer*innen an die Bäckerei verkaufen. Fünf verschiedene Arten Fingerhirse, elf Sorten Sorghum und verschiedene Manioksorten werden zu Mehl verarbeitet und verbacken.