Zum Schutz des Regenwaldes: Gemeingut Amazonien

Seit Jahrzehnten schreitet die Abholzung im Amazonas-Regenwald voran. Peru verfügt über den zweitgrößten Flächenanteil am Amazonasgebiet. Durch das Vordringen internationaler Agrofirmen und kleinbäuerlicher Brandrodungen nimmt die Zerstörung neue, verheerende Dimensionen an. Die Initiative ACELPA stellt sich dem mit neuen Ansätzen entgegen.

Im peruanischen Amazonasgebiet zerstören internationale Unternehmen massiv Regenwaldfläche. Im Jahr 2013 rodete ein multinationes Unternehmen illegal große Regenwaldflächen und begann im Hinterland des Ortes Tamshiyacu, in der peruanischen Amazonasregion Loreto Kakao anzubauen. Das Unternehmen ignorierte alle Gesetze und die geforderten Genehmigungsverfahren.

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Francisco Tananta ist im Amazonasurwald von Tamshiyacu geboren und aufgewachsen und tief geprägt von der Spiritualität des Gebietes und dem Wissen um lokale naturheilkundliche Medizin. Er arbeitet unter anderem mit Consuelo Garcia Hualinga, vierfacher Mutter und ebenfalls zutiefst verbunden mit dem Ort und Angelika Kotzur, einer Heilpraktikerin aus Deutschland, zusammen. In Tamshiyacu in der Region Loreto begann im Jahr 2013 die illegale Abholzung von rund 3.000 Hektar Wald für einen internationalen Kakaokonzern über Nacht. Die drei Widerständigen suchten und fanden lokale und internationale Bündnispartner*innen und begannen ihre erfolgreiche Aufklärungsarbeit zum Schutz des Urwaldes.

Asociación Civil Puente de la Amistad - Verein Brücke der Freundschaft, ACELPA - ist ein 2011 gegründeter gemeinnütziger Verein aus Tamshiyacu im Amazonasgebiet von Peru. Gegründet wurde die Organisation von Francisco Tananta, ursprünglich als Stipendienorganisation für die Ausbildung von Jugendlichen. Heute engagiert sich ACELPA vor allem im Umwelt- und Naturschutz. Auslöser war die illegale Abholzung von 3.000 Hektar Regenwald durch ein multinationales Kakaounternehmen. Immer im Bewusstsein, dass der Schutz des Gebietes nur gelingt, wenn die Menschen vor Ort mit ihm auch eine Lebensperspektive verbinden können, ist das Ziel der Organisation, strategisch Land zu kaufen, um die Ausweitung der illegalen Rodungen des Regenwaldes zu verhindern. Gleichzeitig sollen für Bauern und Bäuerinnen der Region alternative Einnahmequellen durch Ausbildung in Permakultur und biodynamischer Landwirtschaft erschlossen werden. ACELPA schützt die gekauften Waldflächen, schafft Öffentlichkeit und kooperiert auch mit Organisationen in der Hauptstadt Lima, um politischen Druck zu erzeugen. ACELPA ist seit 2015 Partnerorganisation der Zukunftsstiftung Entwicklung.

Daraufhin entschied sich eine Gruppe mehrerer Familien rund um Francisco Guerra Tananta im Jahr 2014, die Organisation ACELPA zu gründen, um den Urwald und seine Bewohner*innen, Menschen und Tiere zu schützen. Sie begannen, strategisch Regenwaldflächen rund um die Plantagen des Unternehmens zu erwerben, um der Ausweitung des Raubbaus einen physischen Riegel vorzuschieben und eine Naturschutz-Gemeingutzone aufzubauen. Zugleich werden den Bäuer*innen der Region auch alternative Einnahmequellen durch Ausbildung in Permakultur und biodynamischer Landwirtschaft erschlossen. In diesem Sinne baut ACELPA seit 2016 eine Modellfarm aus, die als Schulungsfarm dient.

Kauf von Waldflächen

Bis Ende 2021 hat ACELPA rund 1400 ha Hektar an Regenwaldflächen aufgekauft. In einem nächsten Schritt wird der Bestand an Flora und Fauna auf den erworbenen Waldflächen systematisch erhoben und inventarisiert. Dies dient als Grundlage für die formelle Beantragung einer Naturschutzzone (Área de Conservación Privada). Auch sammeln die Mitglieder von ACELPA Samen seltener und vom Aussterben bedrohter Bäume und Pflanzen und sorgen dafür, dass diese in dem geschützten Gebiet ausgebracht werden.

Hühnerzucht mitten im Regenwald

Tragfähige Lebensperspektiven

Bei ACELPA geht der aktive Regenwaldschutz Hand in Hand mit der Entwicklung von tragfähigen Lebensperspektiven. Alle Mitglieder von ACELPA bilden sich im biodynamischen Landbau fort. So erfuhren sie, dass durch die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit auf Brandrodung verzichtet werden kann. Dieses Modell soll nun in der Region weiter verbreitet werden. Zusätzlich zum Anbau von Obst, Gemüse und Heilpflanzen wird auch die Hühner-, Fisch- und Bienenzucht Regenwald-erhaltend ausgebaut. Inzwischen verkauft ACELPA Ananas, Tumbo und Maniok auf dem lokalen Markt.
Gleichzeitig hat ACELPA Öffentlichkeit geschaffen und kooperiert mit Organisationen in der Hauptstadt Lima, um politischen und rechtlichen Druck zu erzeugen. Ihren größten Erfolg konnten sie im Jahr 2019 verzeichnen, als besagte Kakaofirma von der Umweltaufsichtsbehörde zu umgerechnet vier Millionen Euro Geldbuße verurteilt wurde, weil sie 1.950 Hektar Regenwald illegal gerodet und illegalen Holzhandel betrieben hatte. Außerdem wurden der Betrieb der angelegten Kakaoplantagen eingestellt und die Renaturierung des abgeholzten Geländes angeordnet.
Mit großer Vehemenz wehrt sich das Kakaounternehmen gegen die Konsequenzen aus der Verurteilung, unter Zuhilfenahme einer hoch dotierten Anwaltskanzlei sowie mit Medienkampagnen und Mobilisierungen. ACELPA, die Kleinbäuer*innen und ihre Familien, die die Firma angeklagt haben, die Anwält*innen, die diese Bäuer*innen vertreten sowie die ermittelnden Staatsanwält*innen sind seither hohem Druck und handfesten Bedrohungen ausgesetzt; manche erhalten Polizeischutz.

Nächste Schritte

Ungeachtet dieser schwierigen Umstände bleiben Francisco Tananta und seine Mitstreiter*innen von ACELPA zuversichtlich. Seit 2021 leiten Sie nun die ersten Schritte zur Vorbereitung des Antrags auf Einrichtung einer Naturschutzzone ein. Dazu gehört die fachkundige Inventarisierung der Bäume und Pflanzen sowie der Tiere, die auf den erworbenen Regenwaldflächen wachsen bzw. leben. In diesem Anliegen wird ACELPA von der peruanischen Umweltorganisation AMPA unterstützt. In 2022 ist für die Weiterentwicklung der Modellfarm eine Workshop-Reihe in den Bereichen biodynamischer Landbau und Organisationsentwicklung vorgesehen. Die Weiterbildungsmaßnahmen werden von einem Team rund um Juan Arce, einem peruanischen für ländliche Entwicklung und biodynamischen Anbau, für die ACELPA-Mitarbeitenden durchgeführt. Dafür besteht weiter ein Förderbedarf von rund 8.650 Euro. Diese Arbeit soll mit dem Erwerb weiterer Regenwaldflächen einhergehen.

Pro Hektar Regenwald sind einschließlich des Eintrags in das Kataster und aller notariellen Formalitäten rund 350 Euro notwendig.

Am 24.04.2022 lief in der ZDF-Reihe planet e die Dokumentation Bedroht. Verfolgt. Ermordet: Umweltschützer in Gefahr, ein Film über die gefährliche Arbeit von Menschenrechts- und Umweltaktivisten in Peru, Rumänien und Nigeria, die sich gegen den illegalen Raubbau internationaler und mafiöser Geschäftemacher einsetzen. Dauer: 00:28:34. Film verfügbar bis zum 23.04.2027.

Hier geht es zum Film

 

Alle Mitglieder von ACELPA bilden sich im biodynamischen Landbau fort

Spendenzweck

Peru: Gemeingut Amazonien F326