Bau von erdbebensicheren und umweltschonenden Häusern

Im April 2015 erschütterte Nepal ein schweres Erdbeben der Stärke 7,8; es gilt als die schwerste Katastrophe des Landes bis heute. Epizentrum des Bebens war Kathmandu mit seinen etwa eine Million Einwohner*innen. Rund 800.000 Häuser stürzten ein, beinahe 9.000 Menschen verloren ihr Leben.

Bereits seit 2010 baut die Kevin Rohan Memorial Eco Foundation, unter der Leitung von Krishna Gurung, Ökohäuser. Sie entstanden anfangs als innovative und ökologische Alternative zu der traditionellen nepalesischen Architektur. Das Fundament besteht aus recycelten Autoreifen, die Wände aus einem ausgefachten Holzständerwerk.

Mehr über KRMEF

Krishna Gurungs Eltern erkrankten an Lepra und lebten in einer Leprakolonie. Darüber lernte Krishna Gurung Marianne Großpietsch kennen, die sich mit ihrer Organisation Shanti Sheva für Menschen, die an Lepra erkrankt sind, einsetzt. Er bildete sich als Physiotherapeut fort und arbeitete sich bei Shanti Sheva in alle Bereiche nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit ein. 2009 gründete er seine eigene Organisation, Kevin Rohan Memorial Eco Foundation. Hier bemüht er sich, Gemeindeentwicklung mit biodynamischer Landwirtschaft, Waldorfpädagogik und Kunsthandwerk als Grundlage für nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Revitalisierung von Ödland zusammenzubringen.

Die Kevin Rohan Memorial Eco Foundation (KRMEF) setzt sich mit 54 Mitarbeiter*innen dafür ein, nachhaltige Entwicklung kleiner armer Gemeinden außerhalb der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu zu fördern, durch umweltfreundliche Entwicklungsprogramme, kostenlose oder erschwingliche medizinische Versorgung, frühkindliche Bildung und Kunsthandwerk. Zu den Projekten der Stiftung zählen ein Kindergarten und eine Schule für Kinder aus der benachbarten Leprakolonie und nahegelegenen Dörfern, eine Gesundheitsstation, eine Werkstatt für handgefertigte Kunstprodukte, ein Öko-Café und verschiedene Umweltschutzaktionen. Die Zusammenarbeit mit der Zukunftsstiftung Entwicklung begann nach dem schweren Erdbeben von 2015 und konzentriert sich darauf, den Bau von erdbebensicheren Häusern zu unterstützen. Seit Anfang der Kooperation erreichten 14 Familien, die im Erdbeben das gesamte Hab und Gut verloren haben, ein neues Zuhause.

Ornamental können entsorgte Glasflaschen eingebaut werden. Diese Konstruktion ist sowohl kostengünstig als auch durch ihre flexible Struktur besonders erdbebensicher.

Was als soziales Wohnprojekt begann, entwickelte sich nach dem Erdbeben zu einer geeigneten Nothilfe für die vielen Erdbebenopfer, die ihr Heim verloren hatten. Als direkte Nothilfe konnten so 63 Ökohäuser gebaut werden. Neben ihrer Erdbebensicherheit bieten die Häuser einen verbesserten Zugang zu Sanitäranlagen.

Die Entwicklung der Häuser erfolgte in Zusammenarbeit mit lokalen Architekt*innen, Bauingenieur*innen, ausgebildeten Handwerker*innen und den betroffenen Familien und wurde ihren Gegebenheiten und Bedürfnissen angepasst.

Die Geschichte von Kabita Pariyar

Auch das Haus von Kabita Pariyar in Dadagaun, Dakshinkali, wurde 2015 vollständig zerstört. Das zwang ihre Familie für lange Zeit in einer Notunterkunft zu leben. Kabita Pariyar ist 30 Jahre alt und lebt mit ihrem kranken Ehemann und ihrem 14-jährigen Sohn Aman zusammen. Sie gehören den Dalits an, einer marginalisierten Gemeinschaft. Die Familie lebt in extremer Armut und nach dem Erdbeben verschlechterte sich ihre Situation weiter.

 

Heute betreibt Kabita ein kleine Werkstatt zur Herstellung von Taschen, welche sie mithilfe eines Mikrokredits in Höhe von 60.000 nepalesischen Rupien (knapp 430 Euro) startete. Die Familie verdient je nach Umsatz etwa 5.000 nepalesische Rupien pro Monat (rund 35 Euro) – weitere Einkommensquellen hat die Familie nicht. Im Zuge der Coronapandemie wurde ihr Geschäft stark in Mitleidenschaft gezogen.

Für ihren Grundbedarf benötigt die Familie im Monat zwischen 8.000 und 10.000 nepalesischen Rupien (rund 57-71 Euro), was schwer zu bewerkstelligen ist, wenn es nicht genügend Umsatz gibt. Die Familie hat keine Ersparnisse; ihr Lebensunterhalt ist schon in "normalen" Zeiten sehr unsicher. Neben der Finanzierung der Ausbildung ihres Sohnes bereitete Kabita vor allem ihre Wohnsituation große Sorge. Seit dem Erdbeben benötigten sie ein neues Haus, welches ohne Ersparnisse und bei ihrem geringen Einkommen nahezu unmöglich schien.

Doch der Kevin Rohan Memorial Eco Foundation war es möglich Kabita und ihre Familie in das Erdbeben-Wiederaufbau-Programm aufzunehmen, und ihnen ein ökologisches und erdbebensicheres Haus zu bauen. Nach Jahren der behelfsmäßigen Notunterbringung können sie jetzt wieder ein Leben in Würde führen. Der angrenzende Garten ermöglicht es Kabita Gemüse für den Eigenbedarf anzubauen und so auch die Einkommenssituation zu verbessern.

Der Bau eines erdbebensicheren Hauses mit drei Zimmern, kleiner Küche und Latrine kostet rund 8.780 Euro.