Ein Stützpfeiler in Krisenzeiten

Die brasilianische Bevölkerung ist in der Krise auf sich selbst gestellt. ReCivitas weitet den Kreis der Empfänger*innen von Grundeinkommen aus.

Die Covid-19-Pandemie spiegelt sich in Arbeitslosigkeit und Armut, häufig auch in Ohnmacht oder Gewalt. Staatliche Hilfen gibt es nur in sehr dürftigem Maß. Unser Partner ReCivitas setzt auf das Grundeinkommen zur Existenzsicherung, seit einigen Jahren beispielhaft in dem kleinen Ort Quatinga Velho. Zur Absicherung der langfristigen Finanzierung gründeten die Mitarbeiter*innen von ReCivitas einen kleinen Investmentfonds. Die Erlöse aus den nachhaltig angelegten Geldern werden als Zahlungen im Sinne des Grundeinkommens weitergegeben. Alle am Programm Teilnehmenden erhielten in 2022 monatliches Grundeinkommen von 50 Reales. Das war Ende 2022 knapp neun Euro wert. 

Mehr zu ReCivitas

ReCivitas wurde gegründet, um die Vision einer Renda Básica umzusetzen (ein bedingungsloses Grundeinkommen) und ihre Wirkungen zu studieren. ReCivitas arbeitet im Dorf Quatinga Velho (nahe São Paulo), dessen Bewohner*innen sozial benachteiligt und finanziell nicht gut aufgestellt sind. Derzeit werden monatlich 40 Reais (6.67 Euro) ausgezahlt. Das hört sich nicht nach viel Geld an, ist jedoch ein Betrag, der für wichtige Nahrungsmittel, Medikamente oder Schulmaterialien durchaus von Bedeutung ist. Neuerdings gibt es einen Fonds Grundeinkommen, in den Spendengelder fließen und aus dem die Renda Básica bezahlt wird.

Im Jahr 2006 haben Bruna Augusto Pereira und Marcus Brancaglione die Initiative ReCivitas ins Leben gerufen; heute wird sie von einem sechsköpfigen Team getragen. Von Beginn an begleiten die beiden Gründer*innen dieses Projekt auch in einer analytischen Perspektive. Ihre Erkenntnisse stellen sie der Allgemeinheit zur Verfügung, über Interviews, Vorträge und Publikationen. Für Bruna und Marcus birgt ein Grundeinkommen das Potenzial, ein zentraler Baustein eines neuen Gesellschaftsvertrages zu werden, auf dessen Basis Menschen in Würde und gegenseitigem Respekt miteinander leben können.

Auch Maria Oliveira (hinten re.) und ihre Kinder (insgesamt acht) profitieren vom bedingungslosen Grundeinkommen

Ein Leben in Würde

ReCivitas begleitet die Menschen, die ein Grundeinkommen erhalten und verfolgt, wie die Bewohner*innen die Gelder verwenden. Die Ergebnisse sind eindeutig: Fast durchgängig werden die Mittel eingesetzt, um sich selbst oder die eigenen Kinder auszubilden, kleinere Unternehmungen anzuschieben, aus Hütten kleine, wetterfeste Häuser zu bauen oder die eigene kleine Farm zu diversifizieren. Die Menschen verbessern zielsicher ihre Lebensbedingungen. Gleichzeitig wächst der soziale Zusammenhalt in der Gemeinde.

Mehr Empfänger*innen von Grundeinkommen

Der Bedarf an Grundsicherung ist durch die Pandemie ab 2020 und der wirtschaftlichen Krise in Folge des Ukrainekrieges in 2022 deutlich gestiegen. Als Reaktion auf die Notsituation und auf viele Anfragen erweiterte ReCivitas Anfang 2021 den Kreis der Empfänger*innen zunächst auf 88 und dann auf 97 Personen. Sie zahlte das reguläre Grundeinkommen für das Jahr 2021 in einer Summe aus, damit die Familien eine gewisse Planungsfreiheit gewannen. Da sich die Situation immer weiter zuspitzte, viele Menschen ihren Arbeitsplatz verloren und seit Dezember 2020 keine staatliche Nothilfe mehr ankommt, beschloss ReCivitas Ende März 2021, für eine begrenzte Zeit monatlich zusätzlich 150 Reales (ca. 22 Euro) auszuzahlen. Im Jahr 2022 erhöhte ReCivitas das reguläre monatliche Grundeinkommen auf 50 Reales (ca. neun Euro). 

Dafür konnte sich ReCivitas auf eine großartige internationale Solidarität stützen. Doch die Zuflüsse reichen bisher nicht und die Sicherung des Grundeinkommens und der Überbrückungshilfe
für Notfälle ist auf weitere Spenden angewiesen.

Ein Betrag von 108 Euro unterstützt einen Menschen ein Jahr lang bei der Sicherung seiner Grundbedürfnisse.

Säuberlich vorbereitet - die Geldpäckchen des Grundeinkommens

Spendenzweck

Brasilien: Grundeinkommen F320P