Judo verändert das Leben
Vor ungefähr zehn Jahren wuchs der Anteil pubertierender Kinder im Haus. Konflikte unter Mädchen und Jungen verschärften sich. Stigmatisierung und Ausgrenzung in der Schule kamen hinzu. Der Leiter von PAM, Dr. Kaji Shrestha, versuchte zunächst, den Kindern durch Gespräche und Vermittlung kreativer Ausdrucksmöglichkeiten wie Malen und Tanzen neue Räume zu eröffnen, um mit den Problemen umzugehen, was jedoch wenig half.
Dann kam die Idee auf, Judo als Sport für die Kinder einzuführen. Judo als eine Kampfsportart, die auf Verteidigung zielt, nicht aggressiv ist, gemeinschaftlich geübt wird, nicht auf Konkurrenz setzt, Körpergefühl, Respekt und Selbstdisziplin vermittelt.
Als Trainer fand Dr. Shrestha Herrn Surya Narayan, der aus dem Exil in der Schweiz zurückkehrte. Vorher hatte er als persönlicher Leibwächter des nepalesischen Königs gearbeitet, der bei einem Attentat umgekommen war. Surya Narayan schlug vor, interessierte Kinder zweimal in der Woche zu trainieren. Alle Kinder waren begeistert und schnell dabei, gleich vier Mal in der Woche zu trainieren.
Manita: „Judo lehrte mich den Respekt vor den Älteren und die Liebe zu Jüngeren.“
Innerhalb von nur drei Jahren wurde das PAM-Team Mannschaftsmeister bei einem Inlandsturnier. Mittlerweile haben die Kinder unzählige Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Veranstaltungen gewonnen.
Seit Einführung des Trainings haben sich die Schulnoten aller Kinder deutlich verbessert. Nicht etwa, weil die Kinder durch das intensive Training Disziplin erlernten und ihre Aufgaben für die Schule ernster nähmen, sondern vor allem, weil Lehrer*innen und Mitmenschen die Kinder anders wahrnehmen.
Judo hilft, Kastengrenzen zu überwinden. Die vielen Auszeichnungen und Medaillen zeigten den Kindern, dass sie alles andere als „unberührbar“ sind. Ihr Selbstbewusstsein wurde enorm gestärkt. Heute werden alle PAM-Kids in ihrer Schule und Nachbarschaft geachtet. Die teilweise stark traumatisierten Kinder erfahren Selbstwirksamkeit und gewinnen Vertrauen in ihre Talente, trotz enorm schwieriger sozialer Ausgangsbedingungen.