Emanzipatorische Bildung

Der Weg vom Gefängnis zur Polizistin führt über Judo

Im PAM Nestling Home finden Kinder ein fürsorgliches Zuhause und Stärkung durch Judotraining. Für den Bau einer Judohalle wird neues Land benötigt.

Ein kleiner nepalesischer Junge beobachtete bei einem großen Sturm voller Entsetzen, wie die dicksten Bäume entwurzelt und die stärksten Äste geknickt wurden. Nur ein kleines Bäumchen trotzte dem Sturm auf seine Weise: Es bog seinen Wipfel bescheiden bis hinunter zur Erde. Als der Sturm sich legte, richtete es sich wieder auf und stand unbeschädigt da wie zuvor …

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Ziel von PAM ist, Kindern von Strafgefangenen ein Zuhause zu geben und ihnen Grundlagen zu vermitteln, damit sie in einer durch das Kastensystem geprägten Gesellschaft einen eigenständigen Weg gehen können.
Durch die erfolgreiche Einrichtung eines Judo-Programms im Jahr 2008 wurde den Kindern und Jugendlichen von PAM die Möglichkeit gegeben, Teilhabe und Anerkennung zu erfahren. Der Erfolg dieser Initiative hat sich durch die soziale Integration in der Schule und in der Nachbarschaft, durch die Öffnung von beruflichen Perspektiven, auch bei Polizeibehörden und durch zahlreiche Preise und Medaillen in nationalen wie internationalen Judo-Meisterschaften gezeigt.
Zurzeit leben 33 Kinder im Kinderheim Nestling Home; betreut werden sie von vier Erwachsenen. Die Kooperation mit der Zukunftsstiftung Entwicklung begann 2002 mit einer Unterstützung für den Bau des Heimes.

Die nepalesische Schriftstellerin und Aktivistin Bishnu Kumari Waiba (Künstlername Parijat) setzte sich für das Leben der Kinder von Strafgefangenen ein. 1991 gründete sie dafür Prisoners‘ Assistance Mission (PAM), um Kindern von Inhaftierten zu helfen. 2002 baute PAM ein Heim in Nepals Hauptstadt Kathmandu, um ihnen ein familiäres Zuhause zu ermöglichen. 2004 übernahm Dr. Narayan Kaji Shrestha als ehrenamtlicher Leiter die Organisation. Mit viel Hingabe, Geduld und der Überzeugung, dass alle Menschen Erfolg und Selbstbewusstsein erreichen können, wenn sie Anerkennung erleben und ihre Talente entfalten dürfen, begleitet er die Kinder und Jugendlichen des Heimes.

Im PAM Nestling Home finden kastenlose Kinder ein fürsorgliches Zuhause

Es ist eine kleine Geschichte vom Überleben. Geschichten wie diese begleiten die Kinder des PAM Nestling Home, des Heims für Kinder von Strafgefangenen, und lassen sie Hoffnung schöpfen. Wenn in Nepal für Kinder von Strafgefangenen keine Unterbringungsmöglichkeiten gefunden werden, leben sie mit ihren Eltern im Gefängnis. Auch außerhalb der Gefängnismauern sind sie zumeist ausgegrenzt, denn die meisten von ihnen sind Kastenlose.

Dort erfahren sie Unterstützung zur Persönlichkeitsentfaltung, erhalten gesunde Ernährung und Bildung und leben in Würde und Respekt. Derzeit leben 33 Kinder im PAM Nestling Home. Das Haus ist in einen Jungen- und einen Mädchenflügel unterteilt. Es gibt eine Bibliothek, die auch als Hausaufgabenraum genutzt wird, ein beliebtes Fernsehzimmer, einen Gemüsegarten, eine Judohalle und Platz zum Spielen. Ziel der Arbeit ist es, Kinder und Eltern nach der Haftentlassung wieder zusammenzuführen. Doch die Eltern haben es nach einer langen Haft oft schwer, eine bezahlte Arbeit zu finden und einen geordneten Haushalt aufzubauen. Weil das Kindeswohl vorgeht, bleiben die meisten Kinder lange Zeit im Heim.

Judo verändert das Leben

Vor ungefähr zehn Jahren wuchs der Anteil pubertierender Kinder im Haus. Konflikte unter Mädchen und Jungen verschärften sich. Stigmatisierung und Ausgrenzung in der Schule kamen hinzu. Der Leiter von PAM, Dr. Kaji Shrestha, versuchte zunächst, den Kindern durch Gespräche und Vermittlung kreativer Ausdrucksmöglichkeiten wie Malen und Tanzen neue Räume zu eröffnen, um mit den Problemen umzugehen, was jedoch wenig half.

Dann kam die Idee auf, Judo als Sport für die Kinder einzuführen. Judo als eine Kampfsportart, die auf Verteidigung zielt, nicht aggressiv ist, gemeinschaftlich geübt wird, nicht auf Konkurrenz setzt, Körpergefühl, Respekt und Selbstdisziplin vermittelt.

Als Trainer fand Dr. Shrestha Herrn Surya Narayan, der aus dem Exil in der Schweiz zurückkehrte. Vorher hatte er als persönlicher Leibwächter des nepalesischen Königs gearbeitet, der bei einem Attentat umgekommen war. Surya Narayan schlug vor, interessierte Kinder zweimal in der Woche zu trainieren. Alle Kinder waren begeistert und schnell dabei, gleich vier Mal in der Woche zu trainieren.

Manita: "Judo lehrte mich den Respekt vor den Älteren und die Liebe zu Jüngeren"

Innerhalb von nur drei Jahren wurde das PAM-Team Mannschaftsmeister bei einem Inlandsturnier. Mittlerweile haben die Kinder unzählige Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Veranstaltungen gewonnen.

Seit Einführung des Trainings haben sich die Schulnoten aller Kinder deutlich verbessert. Nicht etwa, weil die Kinder durch das intensive Training Disziplin erlernten und ihre Aufgaben für die Schule ernster nähmen, sondern vor allem, weil Lehrer*innen und Mitmenschen die Kinder anders wahrnehmen.

Judo hilft, Kastengrenzen zu überwinden. Die vielen Auszeichnungen und Medaillen zeigten den Kindern, dass sie alles andere als "unberührbar" sind. Ihr Selbstbewusstsein wurde enorm gestärkt. Heute werden alle PAM-Kids in ihrer Schule und Nachbarschaft geachtet. Die teilweise stark traumatisierten Kinder erfahren Selbstwirksamkeit und gewinnen Vertrauen in ihre Talente, trotz enorm schwieriger sozialer Ausgangsbedingungen.

Für die laufenden Kosten des Kinderheimes werden jährlich 38.000 Euro benötigt.

Spendenzweck

Nepal: Judo-Gemeindezentrum F163
Nepal: Kinderheim F163

Kto. DE05 4306 0967 0012 3300 10