*14.01.1949 +24.06.2022
Anne Dorothea (Dörte) Segger 2012 lernte ich als Kundin der GLS Bank kennen. Ihr Anliegen war, ein Projekt in Peru zu fördern.
Im Verlauf unserer Zusammenarbeit schrieb Dörte zu ihrem Engagement: „Peru - „mein“ Land! Der Einsatz für Menschen mit Behinderung – das ist mir seit langer Zeit besonders wichtig, speziell wenn es um deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt geht. Das Projekt ECA (empleo con apoyo – Unterstützte Beschäftigung) - kenne ich seit 2002, habe in Cajamarca (im Norden Perus) 2002 einige Monate so etwas wie konkrete Anschubhilfe und einige Jahre privat organisierte finanzielle Unterstützung geleistet. 2013 entschied ich mich dazu, einen Stiftungsfonds bei der Zukunftsstiftung Entwicklung zu gründen.“
Aus der Beratung und Begleitung wurde eine lieb gewonnene Zusammenarbeit. Mehr als achtzig Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gelang dank der Förderung der nachhaltige Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt. Engagierte Lehrer*innen auf peruanischer Seite, engagierte Frauen auf dieser Seite und allen voran Dörte Segger.
Die sozialen und politischen, progressiven Veränderungen auf dieser Welt waren ihr ein tiefes Anliegen. Klare, nüchterne Prinzipien zeichneten sie aus. „Entwicklungszusammenarbeit nicht als Assistentialismus, sondern als reale, grundlegende Verbesserung von Lebensverhältnissen“ war ihr Ziel. Sie engagierte sich bei Pro Asyl und in der Bewegungsstiftung. Sie unterrichtete ehrenamtlich Deutsch für Flüchtlinge und begleitete wöchentlich Senior*innen in einem Freiburger Altenheim. Ihre Haltung war streng rational, das Liebevolle unter einer vielleicht manchmal spröde wirkenden Hülle versteckt. Doch auch ihr Lachen konnte anstecken.
Eine Hörbehinderung machte ihr in den letzten Jahren zunehmend zu schaffen. Die Idee, sie könne anderen zur Last fallen, einmal pflegebedürftig werden, war ihr ein Gräuel.
Am 24.06. 2022, lange, ruhig und rational geplant, begleitet von der Gesellschaft für humanes Sterben, entschied sie sich, ihr Leben zu beenden. An diesem Entschluss ließ sie mich nicht rütteln. Ich verneige mich in tiefer Zuneigung, in Achtung vor ihrer Haltung und Anerkennung ihrer Lebensleistung und danke ihr für die gemeinsame Zeit und Zusammenarbeit.
Dr. Annette Massmann