Erfahrungsgemäß neigen Krisen dazu, bestehende Ungleichheiten zu verstärken. Leidtragende sind vor allem ohnehin marginalisierte Gruppen, also Kinder, Alte, Menschen mit Beeinträchtigungen, „ökonomisch Schwache“ und insbesondere Frauen. Die Krise infolge der Corona-Pandemie stellt leider keine Ausnahme dar.
Weltweit führen die Einschränkungen infolge der Pandemie dazu, dass häusliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Kinder zunehmen. Aufgrund der ökonomischen Folgen der Pandemie, verschlechtert sich die Versorgungslage in ohnehin ökonomisch schwachen Haushalten. Die OSDC spricht von zusätzlich 130 Mio. Hungernden zu den 690 chronisch Hungernden auf dieser Welt. Und es sind gerade die Frauen, die das alltägliche Überleben ihrer Kinder zu sichern versuchen.
Aufgrund der wirtschaftlichen Zwangslage nehmen Spannungen zu, die zu einem Anstieg häuslicher Aggression führen, sie gehen mit einer zunehmenden Abhängigkeit vom Partner und einem Anstieg von Zwangsheiraten einher, die vor allem Mädchen treffen. Die Lockdown-Maßnahmen liefern Frauen und Kinder gewalttätigen Familienmitgliedern noch stärker aus als zuvor. Dies geht mit Einschränkungen von Schutzmaßnahmen (bspw. vorübergehende Schließungen von Frauenhäusern und Beratungsstellen- da, wo sie existieren) sowie fehlender sozialer Kontrolle im eingeschränkten, öffentlichen Raum einher.
Expert*innen sprechen von einem - durch die Pandemie verursachten - Rückschritt für die Rechte von Mädchen und Frauen um bis zu 25 Jahre. Insbesondere sind Frauen in Länder des Globalen Südens von diesen Rückschritten betroffen.
Die Förderung von Frauen und Mädchen ist jetzt wichtiger denn je! Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen im Globalen Süden setzen wir uns für die Rechte und Chancen von Mädchen und Frauen ein.
NACHHALTIGE ENTWICKLUNG HAT AUCH MIT GESCHLECHTERGERECHTIGKEIT ZU TUN…
Seit beinahe zwanzig Jahren fördern wir als Zukunftsstiftung Entwicklung nachhaltige Entwicklung weltweit, seit Beginn mit besonderem Augenmerk auf Mädchen und Frauen. Nicht nur, weil sie noch immer häufig marginalisiert sind, sondern auch, weil sie in Armuts- und Krisenregionen die agents of change sind, die es für nachhaltige gesellschaftliche Veränderung braucht.
Doch wie unterstützen wir das Empowerment/die Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen konkret?
- Organischer Landbau: In den von uns geförderten organischen Landbauprojekten sind über 70% der Begünstigten Frauen. Sie erlernen den professionellen organischen Landbau, erhalten die Biodiversität und erreichen Ernährungssicherheit und –souveränität. Um zusätzlich Einkommen zu erzielen, bauen sie kleine Weiterverarbeitungsanlagen auf und vermarkten ihre Produkte in organisierten Gruppen, die sie allmählich zu Genossenschaften ausbauen. Dieses zusätzliche Einkommen verändert die Stellung in der Familie und Gesellschaft. Die Frauen investieren ihre Erträgnisse weit überwiegend in die Bildung ihrer Kinder
- Basisgesundheitsversorgung: Mehrheitlich Frauen engagieren sich in der Basisgesundheitsversorgung. Sie werden als Gesundheitshelfer*innen ausgebildet – auch sind Frauen aufgrund geringeren Einkommens in marginalisierten Gemeinschaften vor allem auf die Basisgesundheitsversorgung angewiesen, da sie kein eigenes oder nur ein sehr geringes Einkommen haben.
- Mikrokredit und Kleingewerbe: Auch in den von uns geförderten Mikrokreditprogramme engagieren sich vor allem Frauen. Geschult im Sparen, in einfachen Einnahme- /Ausgaberechnungen schließen sich Frauen zu Gruppen zusammen, verwalten ihr Kapital, setzen Regeln zur Kreditvergabe und Rückzahlungsmodalitäten fest und werden kleinunternehmerisch tätig. Auch soziale Themen wie die Aufklärung über Zwangsehen oder häusliche und sexuelle Gewalt sind Teil der Schulungen. Gestärkt durch diese Gruppenarbeit und gut organisiert, sind die Frauenmikrokreditgruppen Impulsgeberinnen in der nachhaltigen Entwicklung ihrer Gemeinden.
- Menschen- und Umweltrechte: Gemeinsam mit unseren langjähren Partnern setzen wir uns für den Schutz und die Rechte von Frauen ein, ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit mit der Frauenunion in Nepal. Hier finden Frauen bspw. Zuflucht vor Gewalt sowie rechtliche Beratung. Ein anderes Beispiel: Die Arbeit unserer Projektpartner in Kenia oder Tanzania, die sich für das Recht auf körperliche Unversehrtheit von Mädchen, gegen ihre Genitalbeschneidung einsetzen.
- Emanzipatorische Bildung: Wir kooperieren mit Schulen aus Ausbildungszentren, die einen emanzipatorischen Bildungsansatz vertreten. Mit dem Projekt „Binden selbst nähen“ fördern unsere Partnerschulen in Uganda und Kenia nicht nur die Verfügbarkeit von Menstruationsprodukten. Durch das Projekt werden Mädchen dazu befördert, trotz ihrer Periode zur Schule zu gehen; Fehlzeiten werden massiv reduziert und Bildungschancen erhöht. Indem sowohl die Jungen als auch die Mädchen an der Produktion der Binden im Hauswirtschaftsunterricht mitwirken, wird zudem für weibliche Themen wie die Menstruation geschlechterübergreifend sensibilisiert.
- Erneuerbare Energien: Unsere Partner in Afghanistan zeigen, wie die Verfügbarkeit erneuerbarer Energie dazu beitragen kann, traditionelle Arbeiten für Frauen zu erleichtern und ihnen zudem die Möglichkeit eröffnet, ihre ökonomische und soziale Position innerhalb der Familie zu verbessern.
In der Kooperation mit unseren Partner*innen fördern wir außerdem gezielt die Besetzung von entscheidenden Funktionen innerhalb der Organisationen mit Frauen.
Unterstützen Sie unsere Arbeit und fördern Sie die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen weltweit!